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Wie dieser Landstrich nun in seinem Aeußern beschaffen, welches Ansehen seine Berge und Thäler, seine Höhen und seine Niederungen, das wird sich auf der Wanderung selbst erheben lassen. Der steile Absprung klimatischer Verhältnisse, wie er in allen Gebirgsländern vorkömmt, findet sich auch hier. Zwar ist es nicht wie im Etschlande vergönnt, in der Frühe den Wanderstab auf Gletschereis zu stoßen und ihn am Abende unter Mandelbäumen niederzulegen, aber wenigstens stehen sich Weinbau und Fernerwildnisse in gleicher Nähe wie dort. An den Hörnern des Rhätico, der die südliche Landmark bildet, zumal im Brandnerthale und hinten im Montavon in der öden Einsamkeit von Vermunt starren weite wilde Gletscher. Die Höhen des Bregenzerwaldes und der Walserthäler tragen zwar wenig ewigen Schnee, zeigen aber sonst all die großartige Natur des Hochgebirges. Unten am Rhein und am Bodensee herrscht die milde Luft von Oberschwaben und ein Klima, das zu den angenehmsten Deutschlands gezählt wird.

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_016.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)