Drei Sommer in Tirol
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[III]
Im Jahre 1842 hatte eine Buchhandlung zu Karlsruhe
die Absicht, unter der Leitung des zu früh verstorbenen
Professors Ludwig Bauer zu Stuttgart ein Werk unter
dem Titel: Deutschland im neunzehnten Jahrhundert –
herauszugeben. Dazu wurden mehrere Mitarbeiter aufgeboten, welche die ihnen zugetheilten Landschaften laut
des brieflich ergangenen Programms „hinsichtlich des Lebens und der Sitten der Bewohner wie der Stufe worauf
Wissenschaft, Kunst und Gewerbe daselbst stehen, in Form einer Reisebeschreibung oder in einer andern ihnen
besonders zusagenden Darstellungsweise gründlich, ansprechend und in deutschem Sinne schildern sollten." Bei
diesem Unternehmen wurde dem Verfasser Tirol übertragen,
ein liebes Loos, denn die Alpen von Tirol sind des Bayerlands Gebirge und ihre blauen Zinnen wecken
von Jugend auf unsre Sehnsucht.
Als nun der Sommer von 1842 im tirolischen Gebirge verlebt war, gab die Buchhandlung zu Karlsruhe das Unternehmen auf; der Verfasser aber brachte ein Stück von dem, was er bis dahin ausgearbeitet hatte, [VI] in der Allgemeinen Zeitung zu Tage. Nun wurde ihm von andrer Seite her die Aufforderung, in dieser Art die Aufgabe zu vollenden, und so kam denn nach abermals einer doppelten Sommerfrische und nach mancher Unterbrechung das Buch zu Stande, und wurde leider viel umfangsreicher, als es hätte werden sollen — weßwegen denn auch unter anderm die Beiträge zur historischen Ethnographie Tirols weg blieben, welche nach einer Andeutung auf Seite 191 zu Ende gesetzt werden sollten.
Im allgemeinen war die Absicht, die weniger betretenen Thäler hervorzuheben und die vielbereiste und oftbeschriebene Heerstraße von Deutschland nach Italien nicht neuerdings zu schildern. Wenn auch Wälschtirol nicht bedacht erscheint, so mag es dem Umstande zugeschrieben werden, daß um diesen Gegenden Raum zu schaffen nicht gerne eine deutsche Landschaft aufgegeben wurde. Uebrigens ist die italienische Schwesterhälfte des Landes in den meisten Stücken von dem deutschen Tirol so gründlich verschieden, daß dieses letztere wohl als ein Ganzes für sich betrachtet werden darf.
München, im Julius 1846.