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Flüchtling im Elend irre. Als nun der Fürst so seine Ballade sang, rührten sich die Bauern und riefen allzusammen: das ist ja die Geschichte von unserm lieben Herzog Friedel; dieser aber warf alsbald Muschelkragen und Pilgerstab von sich mit den Worten: Und euer Herzog Friedrich bin ich selber. Sofort dann mächtiges Freudengeschrei von allen Seiten und helle Begeisterung, so daß die Bauern den Herzog auf dem Schild erhoben und jubelnd durch die Gassen von Landeck trugen. Nebstdem versprachen sie mit festem Handschlag in allen Nöthen ihm beizustehen und gegen seinen Bruder, gegen geistliche und weltliche Herren zu helfen, was auch seine Richtigkeit hatte, denn die Anhänglichkeit des Landvolks hat dem Herzog die Grafschaft Tirol erhalten.

Später beim bayerischen Einfall, 1703, versammelten sich einige muthige Männer ebenda zu Landeck im Linserischen Hause und beredeten das Verderben des feindlichen Heerhaufens, der über Finstermünz ins Vintschgau ziehen sollte. Die Männer tagten, während in demselben Hause die fremden Officiere tafelten, und nach der blutigen Stunde an der Pontlatzer Brücke ging es in Erfüllung, was sie beschlossen. Kaiser Leopold schickte ihnen dafür einen goldenen Becher, der im Gerichtsarchive aufbewahrt und bei feierlichen Festmahlen auf kaiserliche Gesundheit geleert wird. Diese beiden Begebenheiten liegen auch zu Grunde, wenn das Dorf Landeck vom Freiherrn von Hormayr das tirolische Grütli genannt wird.

Das Schloß zu Landeck ist ein stolzes, aus Bruchstein aufgeführtes Gebäude, schön gelegen auf einem Felsenschopfe, der aus dem Inn aufsteigt. Rechts und links an der Vorderseite ist der Bindenschild von Oesterreich aufgemalt, derselbe, von welchem weiland Michael Behaim gesungen hat:

Der schöne edle Wurzegart,
Durchsprengt mit rothen Rosen zart,
Der sieht gar unverhölzet;
Da mitten durch hat sich geschaart
Ein weißer Bach auf schneller Fahrt,
Der sich dadurch her wälzet.

Manches Gelaß in der Burg mahnt noch an die Zeit, wo die ritterlichen Pfleger zu Landeck hier oben saßen, zumal

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_213.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)