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er so eben allein aus Stubei herausgetragen hatte. Der Rath zu Schaffhausen ehrte seine Tugend durch Verleihung lebenslänglicher Zollfreiheit und ließ ihn auf dem dortigen Mauthhause abmalen. Thomas, der andre Tanzer, trug acht Centner Salz von Hall nach Neustift; Martin, der Dritte, übertraf aber seine beiden Brüder noch an Stärke und konnte einen beladenen Frachtwagen heben und von einer Seite auf die andre schieben. Da er mitunter ein Viehdieb war, so nahm er ein schlechtes Ende, indem er eines Tages auf der Gallwiese bei Innsbruck von vielen Menschen und Hunden gefangen und nach gefälltem Urtheil gehängt wurde. In frühere Zeiten hinauf geht die Sage von dem Unholdshof, der zwischen Greut und Telfes liegt. Dort soll ehemals eine Familie gelebt haben, die wegen ihrer ungeheuern Leibesstärke unter dem Namen der Unholden von Stubei bekannt war.

Anfangs also gingen die Stubeier mit dem Tragkorbe, mit der Krakse, in die Welt. Aus der Krakse entstand mit der Zeit ein Wagen, dessen erste Erscheinung man ins Jahr 1680 setzt. Nach diesem fanden es einige vortheilhafter, das Schmiedehandwerk in der Heimath ganz aufzugeben und sich bloß der Handelschaft zu widmen, was dann wieder zur Errichtung von Handelsgesellschaften führte, die ihre Unternehmungen mit zusammengeschossenen Capitalien betrieben. Man hat Nachrichten, daß diese Gesellschaften in der Zeit des siebenjährigen Kriegs sich besonders vermehrten und hervorthaten.

Endlich im Anfange dieses Jahrhunderts fand man, daß der Aufwand, den die wandernden Bevollmächtigten auf ihren Reisen zu machen hatten, wegen wachsender Theurung der Lebensmittel und abnehmender Sparsamkeit von Jahr zu Jahr steige, und um diesem Nachtheil zu steuern löste man die Gesellschaften auf und errichtete in Vulpmes Waarenlager, aus denen die Abnehmer des In- und Auslandes, zumal die zahlreichen Stubeier Handlungen, die sich in Süddeutschland niedergelassen, ihren Bedarf erheben konnten. Das ganze Eisengewerbe beschäftigte im Jahr 1825 dreiundneunzig Meister mit etwa hundertunddreißig Gesellen und hundert Hülfsarbeitern aus dem Bauernstande; damals wurden jährlich ungefähr 2200

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 491. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_499.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)