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Dinge verübt. Ein paar Leichen auf dem Felde war nichts Ungewöhnliches. Das letztemal als die alte Sitte noch zum alten Unfug führte, blieb es unentschieden, wer die Sieger gewesen. Der Bursche behauptete, die Fügener hättens davon getragen, aber kaum hatte ers gesagt, als sich der Kutscher vom Cabriolet herein ins Gespräch mischte und in sehr gereiztem Tone dem Andern zurief: Ist nicht wahr, die Zeller. Die beiden Jungen fuhren hitzig gegen einander; der ehemalige Großkampf der Nachbargemeinden schien sich im Kleinen erneuern zu wollen, und wenn der Stellwagen überhaupt für pugilistische Künste eine bequemere Arena wäre, so hätten wir leicht etwas erleben können. So aber gelang es uns durch beruhigende Worte die Gemüther wieder zu beschwichtigen und der Fügener gab am Ende sogar zu, daß dem Vorkämpfer der Zeller, der die Gegner zuletzt zum Einzelkampfe herausgefordert, allerdings keiner mehr gestanden sey.

Also wieder in Zell, wo am 9 September 1844 der Erzherzog Franz Karl vom Pinzgau her seinen Einzug halten sollte. Im Dorfe war den Tag über große Bewegung; es sammelten sich die Schützen und die Zuschauer und der Braüwirth hatte alles aufgeboten, um die Stirnseite seines Gasthofes, den der hohe Reisende zur Nachtherberge ausersehen hatte, recht festlich herzurichten. Wir gingen einstweilen, da noch einige Stunden übrig waren, zur kleinen Goldhütte am Heinzenberg hinaus und besahen uns die Werke. Es wird da amalgamirt und geschlemmt, und den jährlichen Durchschnittsertrag berechnet man zu 29 Mark 11 Loth gediegenen Goldes. Zur Ansicht für den Erzherzog hatte man eine Goldrose in Bereitschaft, einen runden krausen Fladen des edelsten Metalles, wie er hervorgeht, wenn das Quecksilber wieder vom Golde ausgeschieden wird. Die Gruben, aus denen die Erze kommen, liegen gleich zur Seite.

Allmählich war es Abend geworden und als endlich die Nacht sich auf das Thal gelegt, da krachten die Böller von der Höhe des Heinzenbergs und ringsum erglommen die Bergfeuer, die kunstlosen, welche die Hirten zusammentrugen, und ein anderes mit Scharfsinn angelegtes, das den erzherzoglichen

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_565.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)