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hin und wieder zu treffen, zumeist in den Seitenthälern des Wippthales, im obern Vintschgau, ja im Hochgebirge bis Schlanders herab, im Ultenthale und seiner Umgebung, an der Mendel bei Kaltern, auf dem Nonsberg, in Fleims, selbst bei Vezzano und bei Ala. Auch im Pusterthale bei Sillian läßt er sich zuweilen sehen. Die Bären thun großen Schaden an den Feldfrüchten, vorzüglich in den Weingütern, da sie die Trauben ganz besonders lieben. Vor zwei Jahren ließ sich ein solches Unthier selbst in den Weingärten von Löwenberg spüren. In der That stieg auch ein Jagdliebhaber von Meran zum gastlichen Schlosse hinauf und kam zwar nicht mit dem Bären nach Hause, aber doch mit einem Affen. – Der Wolf ist vorzüglich im Matscher Thale, auch auf dem Nonsberge und in der Valsugana zu treffen. Die wälschen Bezirke sind überhaupt reicher an Bären und Wölfen, als die deutschen. Seltener als beide ist der Luchs; er findet sich nicht ungerne in den Gebirgen, die gegen Bayern abfallen, im Vintschgau und bei Feldkirch. Die kleinern Raubthiere, als Dachs, Fuchs, Marder, Iltiß und Wildkatze, sind allenthalben im Lande verbreitet. Unter den geflügelten Raubthieren sind der Lämmergeier und der Uhu, in Tirol Buhin genannt, hervorzuheben. Ersterer nistet in unzugänglichen Felsgebirgen, letzterer in altem Gemäuer, in den verfallenden Burgen des Tiroler Adels. – Der Wildbann ist theils landesfürstlich, theils im Besitze des Adels, der Stifte und Klöster, der Gerichtsgemeinden und Privatpersonen. Die landesfürstlichen Jagden werden in der Regel verpachtet. Die Erleger der Raubthiere erfreuen sich bestimmter Belohnungen. Für einen Bären werden 30, für eine Bärin 40 Gulden, für Wolf und Wölfin 25 und 30, für Luchs und Luchsin 20 und 25 Gulden bezahlt. Da im Durchschnitte jährlich 20 Bären, 12 Wölfe und 2 Luchse getödtet werden, so hat die Regierung ungefähr 1000 Gulden an Belohnungen (Taglien) zu entrichten. Der leidenschaftlich betriebene Vogelfang der Wälschtiroler ließe sich hier auch hereinziehen und in seinen vielen Reizen schildern; indessen sind wir schon zu lange auf einem

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 573. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_581.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)