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41. Eines Zwerges.

     Der Eltern kleinen Leib besamte Floh und Lauß /
     Ein’ alte Haselnuß war im ein weites Hauß.
Ein Wurmlein hat den Sohn im Kämpffen auffgefressen /
Als er Sanct Gergen selbst zu trotzen sich vermessen.

42. Eines Ziegenners.

     In strenger Wanderschafft bracht ich mein Leben hin /
     Zwey Reime lehren dich wie ich gewesen bin.
Egypten / Vngern / Schweiz / Beelzebub undt Schwaben /
Hatt mich genant / Gezeigt / Ernehrt / Erwurgt / Begraben.

43. Eines Henckers.

     Die Marter und der Todt / erworben mier das Brodt /
     Mein Handtwerck war der Mord / mein Leben war der Todt.
Undt welcher ( wer ich war ) nicht gäntzlich kan verstehen /
Der mag / nach mehr bericht / an Radt undt Galgen gehen.

44. Eines Diebes.

Das Fleisch fant seinen raum im Kropff der schwarzen Raben /
Der dürre Knochen-rest soll hier die Grabstät haben;
Undt so du Leser auch nicht wilt in Lüfften schweben /
So laß jedtwedem daß was Gott ihm hat gegeben.

45. Eines Hundeleins.

     Das Bette macht ich mier auff meiner Jungfer Brust /
     Mein Zunglein war ihr schwam / ihr Beuchlein meine Kost /
Mein Leser wiltu nicht der schlechten Leiche lachen /
So will ich dir allein die Lagerstadt vermachen.

Empfohlene Zitierweise:
anonym (Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau): Hundert Grab-Schrifften.. , Breslau (?) 1662, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_HvW_Grabschriften_22.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)