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bin sehr müde.“ Er hörte gar nicht, was der Alte sagte, dankbar nahm er es an, daß ihm ein Brett entgegengeschoben wurde, das ihn gleich aus dem Schnee rettete, und mit ein paar Schritten stand er in der Stube.

Eine große Stube im Dämmerlicht. Der von draußen Kommende sah zuerst gar nichts. K. taumelte gegen einen Waschtrog, eine Frauenhand hielt ihn zurück. Aus einer Ecke kam viel Kindergeschrei. Aus einer anderen Ecke wälzte sich Rauch und machte aus Halblicht Finsternis. K. stand wie in Wolken. „Er ist ja betrunken“, sagte jemand. „Wer seid Ihr?“ rief eine herrische Stimme und wohl zu dem Alten gewendet: „Warum hast du ihn hereingelassen? Kann man alles hereinlassen, was auf der Straße herumschleicht?“ „Ich bin der gräfliche Landvermesser“, sagte K. und suchte sich so vor den noch immer Unsichtbaren zu verantworten. „Ach, es ist der Landvermesser“, sagte eine weibliche Stimme, und nun folgte eine vollkommene Stille. „Ihr kennt mich?“ fragte K. „Gewiß“, sagte noch kurz die gleiche Stimme. Daß man K. kannte, schien ihn nicht zu empfehlen.

Empfohlene Zitierweise:
Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag. 1926, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_020.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)