Seite:De Kafka Schloß 068.jpg

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bemerken, sie duldete es mit einem lächelnden Seitenblick.

Das Bier wurde von einem jungen Mädchen ausgeschenkt, das Frieda hieß. Ein unscheinbares kleines blondes Mädchen mit traurigen Augen und mageren Wangen, das aber durch seinen Blick überraschte, einem Blick von besonderer Überlegenheit. Als dieser Blick auf K. fiel, schien es ihm, daß dieser Blick schon K. betreffende Dinge erledigt hatte, von deren Vorhandensein er selbst noch gar nichts wußte, von deren Vorhandensein aber der Blick ihn überzeugte. K. hörte nicht auf, Frieda von der Seite anzusehn, auch als sie schon mit Olga sprach. Freundinnen schienen Olga und Frieda nicht zu sein, sie wechselten nur wenige kalte Worte. K. wollte nachhelfen und fragte deshalb unvermittelt: „Kennen Sie Herrn Klamm?“ Olga lachte auf. „Warum lachst du?“ fragte K. ärgerlich. „Ich lache doch nicht“, sagte sie, lachte aber weiter. „Olga ist noch ein recht kindisches Mädchen“, sagte K. und beugte sich weit über den Schenktisch, um nochmals Friedas Blick fest auf sich zu ziehen. Sie aber hielt ihn gesenkt und lachte leise: „Wollen Sie Herrn Klamm sehn?“

Empfohlene Zitierweise:
Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag. 1926, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_068.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)