Seite:De Kinder und Hausmärchen Grimm 1819 V1 020.jpg

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Der König ließ ihm das alles bei Tag in das Schloß tragen, als es Nacht werden wollte, ging der Junge hinauf, machte sich in einer Kammer ein helles Feuer an, stellte die Schnitzbank mit dem Messer daneben und setzte sich auf die Drehbank. „Ach wenn mirs nur gruselte, sprach er, aber hier werd ichs auch nicht lernen.” Gegen Mitternacht wollt er sich sein Feuer einmal aufschüren, wie er so hinein blies, da schries plötzlich aus einer Ecke: „au, miau! was uns friert!” „Ihr Narren, rief er, was schreit ihr? wenn euch friert, kommt, setzt euch ans Feuer und wärmt euch.” Und wie er das gesagt hatte, kamen zwei große schwarze Katzen in einem gewaltigen Sprunge herbei und setzten sich ihm zu beiden Seiten und sahen ihn mit ihren feurigen Augen ganz wild an. Ueber ein Weilchen, als sie sich gewärmt hatten, sprachen sie: „Kammerad, wollen wir eins in der Karte spielen?” „Ja, antwortete er, aber zeigt einmal eure Pfoten her;” da streckten sie die Krallen aus. „Ei, sagt er, was habt ihr lange Nägel! wartet, die muß ich euch erst abschneiden.” Damit packte er sie beim Kragen, hob sie auf die Schnitzbank und schraubte ihnen die Pfoten fest. „Euch hab ich auf die Finger gesehen, sprach er, da vergeht mir die Lust zum Kartenspiel,” und schlug sie todt und warf sie hinaus ins Wasser. Als er aber die zwei zur Ruhe gebracht und sich wieder zu seinem Feuer setzen wollte, da kamen aus allen Ecken und Enden schwarze Katzen und schwarze Hunde an glühenden Ketten, immer mehr und mehr, daß er sich nicht mehr bergen konnte: die schrien gräulich, traten ihm auf sein Feuer, zerrten es auseinander und wollten es ausmachen. Das

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_020.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)