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Bei etlichen Meistern ging es in Arbeit, endlich aber, weils mit dem Handwerk nicht recht fort wollte, verdingte es sich als Hausknecht in einen Gasthof. Die Mägde aber konnten es nicht leiden, denn es sah alles, was sie heimlich thaten ohne daß sie es sehen konnten und gab es bei der Herrschaft an, was sie sich von den Tellern weggenommen und aus dem Keller für sich mitgebracht hatten. Da sprachen sie: „wart, wir wollen dirs auch einmal eintränken,“ und verabredeten untereinander, ihm einen Schabernack anzuthun. Als die eine nun im Garten mähte und den Daumling da herumspringen und an den Kräutern hinauf und hinabkriechen sah, mähte sie ihn mit dem Gras schnell zusammen, band alles in ein großes Tuch und warf es daheim den Kühen vor. Nun war eine große schwarze darunter, die verschluckte ihn mit ohne ihm weh zu thun; da unten gefiels ihm aber schlecht, denn es war ganz finster und brannte da kein Licht. Als die Kuh gemelkt wurde, da rief er:

„Strip, strap, stroll,
ist der Eimer bald voll?“

aber über dem Melken wurde er nicht verstanden. Hernach trat der Hausherr in den Stall und sprach: „morgen soll die Kuh da geschlachtet werden.“ Da ward dem Daumerling Angst, daß er laut rief: „ich bin ja hier!“ Der Herr hörte ihn wohl, wußte aber nicht, wo die Stimme herkam und sprach: „wo bist du?“ „Ei, in der schwarzen,“ antwortete er, aber der Herr verstand nicht, was das heißen sollte und ging fort.

Am andern Morgen wurde die Kuh geschlachtet, glücklicherweise

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_222.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)