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85.


Die Goldkinder.


Es war ein armer Mann und eine arme Frau, die hatten nichts als eine kleine Hütte und nährten sich vom Fischfang und es ging bei ihnen von Hand zu Mund. Es geschah aber, daß der Mann, als er einmal beim Wasser saß und sein Netz auswarf, einen Fisch herauszog, der ganz golden war. Und als er den Fisch voll Verwunderung betrachtete, hub dieser an zu reden und sprach: „hör, Fischer, wirfst du mich wieder hinab ins Wasser, so mach ich deine kleine Hütte zu einem prächtigen Schloß.“ Da antwortete der Fischer: „was hilft mir ein Schloß, wenn ich nichts zu essen habe!“ Sprach der Goldfisch weiter: „dafür soll auch gesorgt seyn, es wird ein Schrank im Schloß seyn, wenn du den aufschließest, so stehen Schüsseln darin mit Gesottenem und Gebratenem so viel du dir wünschest.“ „ Wenn das ist, sprach der Mann, so kann ich dir wohl den Gefallen thun;“ „ja, sagte der Fisch, es ist aber die Bedingung dabei, daß du keinem Menschen auf der Welt, wer es auch immer seyn mag, entdeckst, woher dein Glück gekommen; sprichst du ein einziges Wort, so ist alles vorbei.“

Nun warf der Mann den wunderbaren Fisch wieder ins Wasser und ging heim. Wo aber sonst seine Hütte gestanden, da stand jetzt ein großes Schloß. Da machte er ein paar Augen, trat hinein und sah seine Frau, mit schönen Kleidern geputzt, in einer prächtigen Stube sitzen. Sie war ganz vergnügt und sprach:

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_432.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)