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Wurzeln eines Eichbaums sitzende, also in der Erde verborgene, Goldgans, die dem, welchem es gelingt sie hervor zu heben, Glück und Segen verschafft, was episch lebendig dadurch ausgedrückt wird, daß ein jedes sie nur berührende Ding, wie an einem Magnet, fest an ihr hangen bleibt. – Ein anderes Bild ist der Baum, an welchem die Aepfel des Lebens wachsen, in der nordischen Mythologie so gut als in der griechischen bekannt; ohne sie veraltert und welkt alles Leben und sie vermögen das halb erstorbene wieder zu erfrischen und zu verjüngen. Dasselbe bedeutet die Quelle, an welcher das Wasser des Lebens geschöpft wird, nach ihm sehnt sich der kranke König, weil es ihn allein heilen kann; es schließt Wunden zu und giebt den Menschen, welche Zauberei in Steine verwandelte, ihre Gestalt zurück.

Verschiedentlich wird die Geschichte von einem König erzählt, der drei Söhne hinterläßt und nicht weiß, welchem er Reich und Krone nach seinem Tode überlassen soll. Er macht daher eine Aufgabe, es sey nun etwas schweres zu vollbringen, etwas seltenes und kostbares zu holen oder eine große Kunst zu erlernen; wer sie löst, der soll der Erbe seyn. Sie ziehen aus und jeder versucht sein Glück. Daß gewöhnlich der jüngste, anscheinend der am geringsten begabte, den Sieg davon trägt, ist in einer sittlichen Idee begründet, über die nachher noch etwas wird angemerkt werden. Herodot (IV. c. 5.) erzählt ein ganz ähnliches Märchen der Skythen über ihre Abkunft, welches, da auf die Verwandtschaft des germanischen mit dem skythischen

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite XXXVII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_v_037.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)