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Dieb sie wieder auf den Baum ins Nest tragen und dem Vogel, ohne daß er etwas gewahr ward, wieder unter legen. Das Thierchen brütete sie vollends aus und nach ein paar Tagen krochen die Jungen hervor und hatten da, wo der Schneider sie zusammengenäht, ein roth Streifchen um den Hals.

„Ja, sprach der Alte zu seinen Söhnen, ihr habt eure Zeit wohl benutzt und was rechtschaffenes gelernt, ich kann nicht sagen, wem von euch der Vorzug gebührt. Wenn ihr nur eure Kunst bald anwenden könnt!“ Nicht lang darnach kam ein großer Lärm ins Land, die Königstochter wär von einem Drachen entführt. Der König war Tag und Nacht darüber in Sorgen und ließ bekannt machen: „wer sie zurückbrächte, sollte sie zur Gemahlin haben.“ Die vier Brüder sprachen unter einander, das wäre eine Gelegenheit, wo wir uns könnten sehen lassen und beschlossen, die Königstochter zu befreien. „Wo sie ist, will ich bald wissen,“ sprach der Sterngucker, schaute durch sein Glas und sprach: „ich sehe sie, sie sitzt weit von hier, auf einem Felsen im Meer, bei dem Drachen, der sie hütet.“ Da ging er zu dem König, und bat ihn um ein Schiff für sich und seine Brüder und fuhr mit ihnen fort und über das Meer, bis sie zur Stätte hinkamen. Die Königstochter saß da und der Drache lag in ihrem Schooß und schlief; der Jäger sprach: „ich darf ihn nicht schießen, ich würde die schöne Jungfrau zugleich tödten.“ „So will ich mein Heil versuchen,“ sagte der Dieb und stahl sie unter dem Drachen weg, so leis und behend, daß das Unthier nichts merkte, sondern fortschnarchte. Sie eilten voll Freude mit ihr

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V2_210.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)