Seite:De Merian Hassiae 005.jpg

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Solms / Nassaw / Witgenstein / vnter dem Vorwandt / daß die Wetteraw in Hessen / weder dem Lager / noch der Herrschafft nach / gelegen / vnnd die Wetterawische Graffen / oder Stätte / das Fürstenthumb Hessen anderst nicht / als was etwan Lehenschafft / Schutz / Geleyd oder dergleichen sonderbare Beding / particulariter mitbringen / recognosciren; sondern ein gar abgesonderte Landschafft / so wol als der Hunsruck / Westerich / vnd andere / jederzeit gewesen / vnd noch. Was aber die Graffschafft Nassaw Dillenberg belange / ist dieselbe nicht allein nicht vnter Hessen gelegen / sondern auch nicht in dem Creyse / darein Hessen gehörig / sonder in dem Westphälischen Creyse; Wie auch Seyn / Virneburg / vnd andere ansehenliche Graff- vnd Herrschafften mehr / begrieffen. Also ziehet besagter Autor das Stifft Herßfeld / vnnd andere Orthe / zu Nider-Hessen. Es ist aber darbey zu mercken / daß er einen vnderschied zwischen Nider-Hessen / vnnd dem Nidern Fürstenthumb Hessen machet / vnnd zu diesem letztern weder besagte Stifft / noch auch die Graffschafft Ziegenhain / die sonsten Hessisch ist, ziehen thut: Als wie er auch Ober Hessen / darzu er obbesagte anderer Herren Land vnnd Stätte rechnet / viel grösser / als das OberFürstenthumb Hessen machet. NiderHessen ligt eygentlich zwischen dem Werra: vnnd Diemelstrom / zur seiten / gegen Mitternachtwerts / hab es das Hertzogthumb Braunschweig: gegen Auffgang das Eißfeld / vnd Thüringen; gegen Mittag das Franckenland / vnnd einen theil der Wetterau; gegen Abend Oberhessen; die Graffschafft Waldeck / vnd das Stifft Paderborn. Petrus Bertius hälts auch mit dem Dilichio, was die obverstandene frembde Herrschafften belangt; Vnnd sagt daher er Dilichius, daß deß Hessenlandes Länge sich von Mittagwerts jenseit deß Mayns / gegen der Pfaltz / anhebe / vnd ende sich an der Weser / an den Braunschweigisch / vnd Paderbornischen Gräntzen gegen Mitternacht: Auff der rechten Seyten / nacher Auffgang der Sonnen / lige das Thüringer Lande / sampt den angräntzenden Francken; vnnd zur Lincken / oder gegen Abend / der Rhein / das Trierische / Cölnische / Bergische Gebiete / vnd endlich auch ein Antheil von Westphalen. Maginus begreifft die Gräntzen in wenig Worten / vnnd sagt / Hessenland habe von Morgen Thüringen / vnnd von Mittag das Franckenland / von Abend Westphalen / vnnd von Mitternacht das Hertzogthumb Braunschweig / das Bisthumb Minden / vnnd andere Orthe. Ober-Hessen gräntzet mit Francken / der Pfaltz / Mayntz / Trier / vnnd Cöln: Vnd das Nider-Hessen mit Buchen / Thüringen / dem Eyßfelde / Braunschweig / Paderborn / vnnd Westphalen; Welches Vndere Fürstienthumb sonsten zwischen Thüringen / den Abbteyen / Fulda vnnd Herßfeld / dem Bisthumb Paderborn / dem Hertzogthumb Braunschweig / vnnd dem Eißfeld gelegen ist.

Es ist Hessen ein Berg- vnnd Waldreich Land. Der Berge erstlich zu gedencken / so setzen wir forn an den berümbtem Griechischen Geographum Ptolomaeum, der lib.2, cap. 11. Geogr. zweyerley Hessischer Gebirge gedencket / als der Montium Melibocorum. Dahero kompt daß Wort Catzenelenbogen / auß dem Cattimelibocenses, / nemblich die Catti vom Gebirge Meliboco, wie Rhenanus 1. rerum German. pag. 56. gedencket / vnd sich rühmet / daß er der erste seye / so diesen Vrsprung erwiesen. Das ander Hessisch Gebirg nennet gedachter Scribent Montes Abnobios. Von diesen Gebirgen wo sie gelegen / befinden sich vnterschiedtliche Meynungen / darvon an seinem Orth soll gedacht werden. Vnder den Gebirgen deß Lands / deren Namen noch jetzo im Brauch / ist der Vogelsberg / wegen seiner Länge vnnd Grösse der bekandtest / vnnd ligen auff demselben viel feiner Orth / als Vlrichstein / Stormfels / Schotten. Was sonsten vor Berg vnnd Wälder in beyden Fürstenthumben / vnter welchen das Nieder-Fürstenthumb ein recht Waldland ist / seyen / kan man besehen in der Cosmographia Johann Rawen / cap. XIV. vom Hessenland pag. 408.409.410. In diesen Bergen gibt es allerley Metall / insonderheit von Silber / Kupffer / Bley vnnd Eysen: Es gibt auch gutte Steinbrüche / schönen weissen Alabaster / auch Schifferstein / Tuffstein / Gibs / Kalckstein / vnnd SteinKohlen: Vnd in den vielen Wälden stattliche Jagten vnnd Mast. Der Reinhards-Wald vnder Cassel / nacher dem Braunschweigerland gelegen / fähet bey Immenhausen an / vnd hat in der Länge vnd Breyte

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_005.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)