Seite:De Merian Hassiae 098.jpg

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S. Andreae werts / so 237. Schuh in der Länge / vnd 22. in der Breite hat / außgebawet. Anno 1602. wurd entlich die Strittigkeit zwischen obgedachtem abgesetzten Abbt Balthasarn / vnd seinen Widersachern auffgehebt / vnd er vom Käyser wider in seine Abbtey / vnnd Land gesetzet / vnd dem Gegentheil ein schwere Straff aufferlegt. Da dann gleich im folgenden Jahr von ihme die Religions Enderung angefangen / vnd auch zu Fulda Anno 1604. die Protestierende außgeschafft / vnd deß Jars 1605. viel Hexen verbrannt worden. Ist Anno 1606. gestorben / deme Johann Friderich von Schwalbach gefolget / der 68. Abbt; so Anno 1612. zu Franckfurt / bey deß Käysers Matthiae Crönung gewest / vnd Anno 1623. gestorben. 69. Herr Johann Bernhard deß Geschlechts ein Schenck zu Schweinßberg / so wider ein Mönchs-Kappen angezogen / vnnd das Haar auff Mönchisch machen lassen; wiewol er / ausser der Kirchen / vnd sonderlich im Reysen / den Weltlichen Habit behalten haben solle. Ist Anno 1632. den 6. Novembris / in der Schlacht vor Lützen geblieben. 70. Johann Adolff von Hoheneck / so Anno 1635. im Martio / gestorben. 71. Herr Hermann Georg / von Newhof / zu Ahausen / so auff dem Reichstag An. 1641. zu Regenspurg / durch Gesandte / erschienen / vnnd im Januario Anno 1644. gestorben ist. An seine statt ward der 72. Abbt / Herr Joachim Frey Herr von Graffeneck / Probst zu Holtzkirchen / erwöhlet: Dessen Reichs-Anschlag ist monatlich 17. zu Roß. 50. zu Fuß; zum Cammergericht / nach dem erhöchten Anschlag / Jährlich 150. fl. Von dem Closter allhie / schreibet D. P. Gabriel Bucelinus, in Aquila Imperii Benedictina, p. 360. also: Fuit Fulda antiquissimum celeberrimumque Germaniae Universae Lycaeum.

Was allhie denckwürdiges zu sehen / davon ist zum Theil allbereit oben Meldung geschehen. Vnd ist darunder / sonderlich die Haupt-Kirchen / oder das Münster / ein sehr altes Fränckisch Werck / genannt zu S. Bonifacio / darinn dieser fromme Mann / so im Junio Anno 755. von den vngläubigen Friesen vmbgebracht worden; wie auch Käyser Conradus I. wie obgemelt / ruhen. Vnnd weiset man zu gewissen JahrsZeiten deß besagten H. Bonifacij / etliche (dann nicht alles von ihme mehr vorhanden ist) Item deß Ersten Abbts allhie / deß heiligen Sturmii, oder Sturmionis; Item S. Solae, auch S. Bonifacii Discipels; Item der H. Jungfrawen Liobae, vnd viel anderer Märtyrer / vnnd heiligen Leuthe / köstlich eingemachte Reliquien: Item drey Bücher deß H. Bonifacij / nemblich das gantze Newe Testament / die vier Evangelia (welche er / vnd zwar mit solchen Buchstaben / so der Zeit vnbekandt seyn / mit eygner Hand abgeschrieben haben solle) vnnd etliche geschriebene Sachen seiner Glaubens Bekandnuß / vnd der Lehre von der H. Dreyfaltigkeit; welches letzte Buch durchstochen ist / dieweil er sich desselben / zu seiner Beschützung / als er von den Friesen angriffen worden / gebraucht hat. Vnd diese Bücher werden in der Sacristey auffbehalten.

Es hat die Statt Fulda sich vorhin zu einem gemeinen Sigill dieses H. Bonifacij Bildnuß / wie er sitzt / vnnd lehret / gebraucht; aber jetzt führet sie S. Simplicium im Wappen. Auff dem Esterich / oder Boden dieser besagten HauptKirchen / in der mitten / ist ein Creyß / oder Scheib / auff einem erhöchten Stein gemacht / darinn vier Hände auß Metall gegossen / gesehen werden / so sich nach den 4. Enden wenden / vnd die Finger also halten / als wie diejenigen / denen ein Eyd fürgehalten wird / zu thun pflegen. Es hanget auch ein Stern in der Kirchen / vnd daran Schellen vnnd Glöcklein / also geordnet / daß / wann der Stern herumb getrieben wird / sie einen lieblichen Klang von sich geben.

Es hat allhie auch gehabt ein herrliche Bibliothec / darinn viel auff Pergamen geschriebene Bücher / dergleichen an Alter / vnd Menge / in gantz Teutschland nicht zu finden gewesen. Vnd hat sich dieser Bibliothec wol gebraucht Matth. Flacius. Ist aber in grossen Abgang kommen bey diesem langwürigen Kriegswesen / vnd vielen Plünderungen. Es schreibet zwar einer / daß die Auffrührische Bawren in A. 1525. derselben einen grossen Schaden zugefügt haben / wiewol sie auch ihren verdienten Lohn empfangen / vnnd zum theil in dem Streit vmbkommen / oder gefangen / vnnd in den Schloßgraben geworffen / zum theil

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_098.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)