Seite:De Merian Hassiae 108.jpg

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Anno 1530. ist sie von Landgraff Philipsen zu Hessen mit einem Wall / vnnd Gräben / befestigt worden. Als aber besagter LandGraff Anno 1547. gefänglich angenommen ward / so hat Graff Reinhardt von Solms / auff Käysers Caroli V. Befelch / diese Vestung niederreissen lassen: Die aber Anno 1560. zum andern mahl zu bawen angefangen / vnd innerhalb fünff Jahren vollendet; auch im Jahr 1571. von Landgraff Ludwigen dem ältern / an vielen Orthen verbessert / vnnd Anno 86. mit einem ansehnlichen Zeughauß (darinnen viel vnnd schöne Metalline Stücke / wie auch sonst mehr Waffen vnnd Kriegs Instrumenta in guter Anzahl zu sehen) auch nunmehr von Herren LandGraff Georgen zu Hessen / mit Revelinen vnnd Aussenwercken / noch weiter vnnd besser versehen / vnd mehrers fortificirt worden ist. Es befindet sich auch in dieser Vestung eine ansehenliche Roßmühl / von verschiedenen Gängen. Zum Eingang der Franckfurter Pforten stehen diese Verß in Stein gehawen / so Petrus Paganus gemacht hat:


Captus erat Princeps, non Marte, sed arte, Philippus,
Cum benè munitum destrueretur opus.
Nominis hoc patrii Ludovicus amore refecit,
Anno bis septem lustra sequente novo.
Principe dignus honos, Patriae sarcire ruinas,
A quibus Hassiacos, CHRISTE, tuere polos.

Anno 1607. hat Landgraff Ludwig der Jünger / zu Hessen / ein schönes Collegium allda erbawet / vnnd ein Hohe-Schul allhier angerichtet / auch darüber von Käyser Rudolpho Privilegia in optima forma erlangt / vnnd den Studiosis noch darzu allerhand immuniteten ertheilet.

Diese Vniversitet zu Giessen hat bald zu floriren begunnen / vnnd einen grossen Ruff erlangt / dergestalt das auch Taubmannus in einer Epistel an Bachmannum, damahligen Professorem Poeseos zu Giessen mit diesen Worten geschrieben: Deum immortalem! ut studia literarum apud vos calent. Es lebt vnd schwebt doch alles bey euch! Welches dann sonderlich auch daher kommen / weil stracks Anfangs auß Marpurg die der Religions-Enderung halber von dannen zu weichen gemüssigte Professores vnnd andere Literati, benanntlich D. Joannes Winckelmannus, D. Balthasar Menzerus, D. Gothofredus Anthonii, so dann Conradus Dietericus, sich dahin begeben / vnnd so wol in Theologica vnnd Juridica, als andern Faculteten profitirt, darauff sich eine merckliche frequentia Studiosorum, auch auß frembden Königreichen / Schweden / Dennemarck / vnd sonst fast von allen Enden in Teutschland her / dahin gezogen / vnd seynd hin vnd wider viel vornehme dapffere in Weltlichen vnnd Geistlichen ansehnlichen Officiis begriffene Leuthe zu finden / welche ihre Qualiteten guten theils daselbst gesamlet zu haben / sich dancknehmig / vnnd zu dieser Statt vnd damahliger Vniversität Ruhm erinnern. Es ist aber die Vniversitet Anno 1625. suspendirt worden / vnnd seynd die Herren Professores nach Marpurg / als Ihre Fürstlich Gnad. Herren Landgraff Ludwigen selbiges Fürstenthumb zu erkandt worden / gezogen; Ist auch daselbst den 24. Maij ein solennis Actus Restaurationis Academiae Marpurgensis vorgangen. Die Kirch wird genannt zu S. Pancratius, welche mitten in der Statt ligt. Die Wälle vmb diese Statt / seynd / wie man berichtet / auff 60. Schritt breit; das Wasser / die Lohn / daran sie ligt / macht ihr gute Gelegenheit. An. 1560. den 27. May schlug das Wetter allda ein / vnd verbrannten in 168. Bäwe / ohne die Schewren vnd Ställe / wie dessen auch Becherer in der Thüringischen Chronic pag. 544. gedencket: Dessen zu Gedächtnuß ist im Chor der Kirchen solches auff eine Tafel verzeichnet worden / dessen Anfang also lautet:


Secula quinque; decem conjugito, queïs superadde
Bis sex lustra, satis tristis hic annus erat.
Fulmine tacta fuit Gissae pars magna sinistro:
Avertat posthac talia fata Deus.

Besiehe die Instit. Orat. D. Cunradi

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_108.jpg&oldid=- (Version vom 1.5.2018)