Seite:De Merian Hassiae 149.jpg

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Aber nach dem die gedachte heilige Elisabeth vmb diese Zeit hieher kam / da nahm der Orth zu / vnnd wurde bald hernach ein gute Statt darauß / sonderlich nach dem der Franckenberger Herrlichkeit / vnnd Handel / sampt dem Ober-Gericht / folgends hieher gelegt worden / auch der heiligen Elisabethen Sohn / Marpurg vorhero vmbmauren / vnd zu einer Hauptstatt machen lassen.

Ist der Zeit fein erbawet / vnd ziemblich groß / an dem Wasser der Löhn / vnd am Gebürg gelegen / an welchem Wasser kunstreiche Mahl- Schlag- Papier- vnd Kupffer-Mühlen / ein schönes Vorwerck zum Schwan / vnnd andere vornehme Gebäw mehr ausser der Statt / neben lustigen Gärten / zu finden.

Vnd seyn insonderheit allhie zu sehen / Erstlich / von Kirchen / die Pfarr-Kirche / die gar schön / auch mit Fürstlichen Begräbnussen gezieret. S. Elisabethen Kirch in dem Teutschen Hauß / so vnten im Thal / an dem Wasser / ligt; die Kirch aber ein prächtig / vnnd schönes hohes Werck / von gehauenen Steinen / vnnd mit zween hohen vnnd schönen Thürnen / zierlichen Vmbgängen auffgeführet / sampt dem dritten Thurn / artig mit Bley gedecket ist. Hat drey Chör / in deren einem S. Elisabethen Grab / in dem andern der hohe Altar / vnnd im dritten die Begräbnussen der mehrertheils Landgrafen / so biß auff das Jahr 1500. regiert haben / zu sehen seyn. Hat auch ein schönes Geleute von newen Glocken. Vnd ist gemeltes Teutsches Hause / beneben dem newen Gottes-Hauß in der Vorstatt zu Weydenhausen / vnd andern zweyen Gotts-Häusern / vor Weydenhausen gelegen / ein Brodt-Cammer der armen Hungerigen / vnd ein Hospital vnvermöglicher alter Leuthe / gebrechlicher Manns- vnnd Weibs-Personen. Der Jesuit Nicolaus Serarius schreibet libr. 5. Rerum Mogunt. pag. 836. daß in der gemelten S. Elisabeths Kirchen kein Gottesdienst verrichtet werde: Welches aber nicht also / sondern es werden wöchentlich 2. Predigten darinn gehalten; Aber wie es mit der heiligen Elisabethen Gebeinen vnd Reliquien beschaffen / darvon folget hernach.

Die erste Stifftung ist gewesen zu Ehren Francisci / ein Spital für arme elende vnd gebrechliche Leuth / da die Elisabetha auß Christlicher Andacht / sich mit ihrem eygenen Leib zu solchem Hospital der Armen gethan / vnd der armen Leuth / als ein demüthige Dienerin / gewartet hat / wie solches die Legenden / vnnd viel andere Historien / auch Päpstliche Bullen / vberflüssig außweisen. Es hat ihre Histori Jacobus Montanus Spirensis beschrieben / vnd auch Andreas Brunner etliche Blätterlang davon in den 3. Theil seiner Bayrischen Chronic gebracht / so lib. 14. p. 685. seqq. et 698. seq. zu finden. Obgedachte Franckenbergische Chronic gedencket am 24. Blat / deß Dieterichs von Döringen / Prediger Ordens / daß er auch ihr Legenden gemacht; Diese Chronic oder Legenden Buch ist auff Pergament / in der ansehnlichen Bibliothec zu Jena befindlich / vnd stehen fol. 2. a. diese Wort: Ego Theodericus Sacer, Frater Ordinis Praedicatorum minimus et indignus, natione Thuringus, cum plus quam sexaginta aetatis et quadraginta duos in ordine complevissem, praesens opusculum inchoavi, pertractavi autem solus, mente meâ omnia conscribens, emendandoque rescribens plurima saepè calignantibus oculis meâ manu. Distinxi librum in octo libellos propter multam materiam. Im Ende stehet / daß ein Bürger von Marpurg / Peter von S. Naber / diß Buch verehret habe 1468. in S. Elisabeths Ehren.

Es ist vns ein kurtze Beschreibung deß Lebens vnnd Wandels / dieser frommen Fürstin zukommen; Darauß wir allhie etwas wenigs anziehen / nemlich / daß Anno 1207. S. Elisabeth auff dem Schloß Preßburg in Vngarn / vom König Andrea / vnd Gertrauden / einer gebornen Fürstin von Meran / (vnd Andechs) erzeugt worden. Anno 1211. als sie nur 4. Jahr alt gewesen / ward sie Landgraf Hermans in Thüringen vnnd Hessen Sohn / Ludwigen / vertrawet / vnd also balden in Thüringen geführet / vnd daselbst aufferzogen. Anno 1221. ist Sanct Elisabeth / nur vierzehen Jahr alt / ihrem zuvor vertrauten Herren / besagtem Landgraf Ludwigen / ehelichen beygelegt worden. Anno 1227. wolte der Landgraf ins heilige Land ziehen / starb aber entweders zu Ortrant / od zu Brundus.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_149.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)