Länge erstrecket / auch sonst an mehrentheils Orthen / ein / oder anderthalb Meyl brait ist / darinne in Friedens: vnnd guten Mastzeiten / an die dreyssig tausend Mastschweine fett gemacht werden können: Es sein auch wol in einer Schweinhatzzeit an die 600. Wilde Schwein / vnd deren 150. in einer Jagt gefangen worden. Gegen der Dimel werts ist dieser Wald von keinem sonderlichen Gebürg / sondern langen herrlichen Thälern / vnnd sanfften Bergen; gegen der Weser / vnd Fulda aber desto rauher / vnd bergichter / vnder denen der Stauffenberg / vnd Garnberg die höchsten seyn / an welchem Garnberg fast in die runde sechs oder 7. stattliche Forellenbäche entspringen / vnd in den Wald sich außtheilen; auch hat es sehr stattliche Teiche hin vnnd wider in dieser Wildfuhr / daher / ob zwar der Orth etwas wild / doch sonderlich Sommerszeit sehr lustig / vnd nutzlich ist. Etwa eine kleine Meyl Wegs an der Weser / ligt das Dorff / vnd Zollhauß Gieselwerder / welches dabevor etwas fest gewesen / vnnd ein sonderlicher Paß vber die Weser ist. Gegen vber ligt das Closter Lippoldesberg / welches auch ein absonderlich Ampt ist / vnnd auff dreyen seyten Jenseit der Weser mit Braunschweigischem territorio vmbgeben. Allhie hat es auch ein Eisen Schmeltzwerck / vnd ist das Aemptlein / wegen seiner Teiche / vnd deß Weserstrohms / auch sehr bequem / vnd hat fein Gehöltze / die Rehheke genant / daß deßgleichen / der stracken geraden Bäume halber / so fast durchgehend in diesem Holtz zu finden sein / nicht viel im Lande ist.
Ein Adelich Schloß in der Wetteraw /
denen Dieden zum Fürstenstein /
jetzo zugehörig / ligt ein halb Meyl von
Butzbach / vnnd rühret solches Lehen vom
Fürstlichen Hauß Hessen / sampt dem
nechst daran gelegenen Dorff Langenhain /
welches nach Absterben Antonii
von Traxdorffs Curt Diede zum Fürstenstein /
sampt den An- vnnd Zubehörungen
an sich / sein Weib vnd Kinder / Sohn vnd
Töchter / zu rechtem Erb-Lehen gebracht /
vnd förderst auff seine Erben devolvirt / so
geschehen im Jahr 1557. mit Bewilligungen
Marsilij vnd Philipsen von Reiffenberg /
die auff Empfahung einer gewissen
Summen Geldtes von allem ihrem Rechten /
das sie zu solchem Schloß vnnd Thal
Ziegenberg / dem Dorff Langenhain vnnd
andern darzu gehörenden Gerechtigkeiten
gehabt / abgetretten.
Es ist erstlich denen Herrn von Epstein zugestanden / von welchen es vmbs Jahr 1477. Graff Philips zu Catzenelenbogen erblich erkaufft / vnnd ist an das Hauß Hessen kommen / bey Zeiten LandGraff Heinrichs / welcher obgedacht. Graffens Tochtermann gewesen. Es haben die Diedische Vorfahren diesen Orth ein merckliches bessern / viel Geheck vnnd Streuch außrotten / vnnd zum Ackerfeld erbawen lassen. Hat an Holtz / Jagten / Weyd vnd Wein kein mangel / vnnd wird der Weinwachs den benachbarten Orthen fast vorgezogen. Der Weinbergen einer wird genant der Heilig-Berg / weil er der Kirch eygen / vnd derselben annoch den Zinß entrichtet. Als wegen der Hudt / Holtz / Mastung / Wasser vnnd Weyd mit Chur-Mäyntz / vnnd der Burg Friedberg / als Mit-Märckern / vnterschiedene Streit vorgelauffen / sind solche Streittigkeiten im Jahr 1602. hingelegt worden.
Ist ein vornehme weitberühmbte
Vestung / nahend Treysa gelegen / allda
deß Fürstlichen Hauses Hessen
Sampt-Archiv ist / an der Schwalm / in der Ebne /
vnnd etwas im Morast / gelegen. Ist
viereckicht / mit kleinen runden Pasteyen / noch
vmbs Jahr 1614. vnnd mit einem doppelten
Wassergraben herumb / fortificirt, so
LandGraff Philips erstlich also / vnnd mit
einem Wall versehen; Sein Sohn /
Land-Graff Wilhelm aber / mit schönen
Gebäuwen / Provianthäusern / vnnd allerhand
nöthiger Munition vnnd Kriegsrüstung /
vberflüssig anfüllen lassen. Hat ein feines
newes Schloß darinnen. Sonsten wird
für den ersten Erbawer dieses Ziegenhains /
davon die gantze Graffschafft den Namen
hat / LandGraff Ludwigs deß Eisern / zu
Thüringen vnnd Hessen / Sohn / Fridericus
gehalten / so der erste Graff in Anno
1173. allhie worden; von welchem die
folgende / biß auff Graff Johann den Grossen /
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_223.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)