Seite:De Merian Hassiae 223.jpg

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Länge erstrecket / auch sonst an mehrentheils Orthen / ein / oder anderthalb Meyl brait ist / darinne in Friedens: vnnd guten Mastzeiten / an die dreyssig tausend Mastschweine fett gemacht werden können: Es sein auch wol in einer Schweinhatzzeit an die 600. Wilde Schwein / vnd deren 150. in einer Jagt gefangen worden. Gegen der Dimel werts ist dieser Wald von keinem sonderlichen Gebürg / sondern langen herrlichen Thälern / vnnd sanfften Bergen; gegen der Weser / vnd Fulda aber desto rauher / vnd bergichter / vnder denen der Stauffenberg / vnd Garnberg die höchsten seyn / an welchem Garnberg fast in die runde sechs oder 7. stattliche Forellenbäche entspringen / vnd in den Wald sich außtheilen; auch hat es sehr stattliche Teiche hin vnnd wider in dieser Wildfuhr / daher / ob zwar der Orth etwas wild / doch sonderlich Sommerszeit sehr lustig / vnd nutzlich ist. Etwa eine kleine Meyl Wegs an der Weser / ligt das Dorff / vnd Zollhauß Gieselwerder / welches dabevor etwas fest gewesen / vnnd ein sonderlicher Paß vber die Weser ist. Gegen vber ligt das Closter Lippoldesberg / welches auch ein absonderlich Ampt ist / vnnd auff dreyen seyten Jenseit der Weser mit Braunschweigischem territorio vmbgeben. Allhie hat es auch ein Eisen Schmeltzwerck / vnd ist das Aemptlein / wegen seiner Teiche / vnd deß Weserstrohms / auch sehr bequem / vnd hat fein Gehöltze / die Rehheke genant / daß deßgleichen / der stracken geraden Bäume halber / so fast durchgehend in diesem Holtz zu finden sein / nicht viel im Lande ist.


Ziegenberg.


Ein Adelich Schloß in der Wetteraw / denen Dieden zum Fürstenstein / jetzo zugehörig / ligt ein halb Meyl von Butzbach / vnnd rühret solches Lehen vom Fürstlichen Hauß Hessen / sampt dem nechst daran gelegenen Dorff Langenhain / welches nach Absterben Antonii von Traxdorffs Curt Diede zum Fürstenstein / sampt den An- vnnd Zubehörungen an sich / sein Weib vnd Kinder / Sohn vnd Töchter / zu rechtem Erb-Lehen gebracht / vnd förderst auff seine Erben devolvirt / so geschehen im Jahr 1557. mit Bewilligungen Marsilij vnd Philipsen von Reiffenberg / die auff Empfahung einer gewissen Summen Geldtes von allem ihrem Rechten / das sie zu solchem Schloß vnnd Thal Ziegenberg / dem Dorff Langenhain vnnd andern darzu gehörenden Gerechtigkeiten gehabt / abgetretten.

Es ist erstlich denen Herrn von Epstein zugestanden / von welchen es vmbs Jahr 1477. Graff Philips zu Catzenelenbogen erblich erkaufft / vnnd ist an das Hauß Hessen kommen / bey Zeiten LandGraff Heinrichs / welcher obgedacht. Graffens Tochtermann gewesen. Es haben die Diedische Vorfahren diesen Orth ein merckliches bessern / viel Geheck vnnd Streuch außrotten / vnnd zum Ackerfeld erbawen lassen. Hat an Holtz / Jagten / Weyd vnd Wein kein mangel / vnnd wird der Weinwachs den benachbarten Orthen fast vorgezogen. Der Weinbergen einer wird genant der Heilig-Berg / weil er der Kirch eygen / vnd derselben annoch den Zinß entrichtet. Als wegen der Hudt / Holtz / Mastung / Wasser vnnd Weyd mit Chur-Mäyntz / vnnd der Burg Friedberg / als Mit-Märckern / vnterschiedene Streit vorgelauffen / sind solche Streittigkeiten im Jahr 1602. hingelegt worden.


Ziegenhain.


Ist ein vornehme weitberühmbte Vestung / nahend Treysa gelegen / allda deß Fürstlichen Hauses Hessen Sampt-Archiv ist / an der Schwalm / in der Ebne / vnnd etwas im Morast / gelegen. Ist viereckicht / mit kleinen runden Pasteyen / noch vmbs Jahr 1614. vnnd mit einem doppelten Wassergraben herumb / fortificirt, so LandGraff Philips erstlich also / vnnd mit einem Wall versehen; Sein Sohn / Land-Graff Wilhelm aber / mit schönen Gebäuwen / Provianthäusern / vnnd allerhand nöthiger Munition vnnd Kriegsrüstung / vberflüssig anfüllen lassen. Hat ein feines newes Schloß darinnen. Sonsten wird für den ersten Erbawer dieses Ziegenhains / davon die gantze Graffschafft den Namen hat / LandGraff Ludwigs deß Eisern / zu Thüringen vnnd Hessen / Sohn / Fridericus gehalten / so der erste Graff in Anno 1173. allhie worden; von welchem die folgende / biß auff Graff Johann den Grossen /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_223.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)