Seite:De Merian Hassiae 258.jpg

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et ab Incolis terrae, ut à Proavis perceptam auditu, ad nepotes referre non ignoramus, etc. Anno 1639. ist dieser Mäußthurn im Rhein anfangs von den Weymarischen / vnnd Frantzosen; hernach im Christmonat von den Bayrischen besetzt worden.



Bischoffsheim / an der Tauber / in Francken / zwischen Werthheim / vnd Königshofen / nicht weit von Lauden / ein Stättlein / daherumb es guten Weinwachs / sonderlich zu Distelhausen / dabey gelegen / hat. Soll vor Zeiten ein berühmbtes Nonnen-Kloster allhie gehabt haben / dessen Vorsteherin die heilige Lieba gewesen.



Duderstatt / ist ein Hanse-Statt / wie Werdenhagen de Rebuspubl. Hanseat. part. 4. cap. 7. fol. 39. b. schreibet. Ist alt / vnd an der Wipper / auff dem Eichsfeld / ein Meil von Heiligenstatt / auff einem sehr lustigen vnnd fruchtbaren Boden / so mit guter Weyde vmbgeben / vnd gegen Mittag waldächte Berglein hat / gelegen. Sie hat die Freyheit jederzeit erhalten / ihre Regalien exerciert / vnd Müntz geschlagen. Wie aber solche Statt an Chur Mayntz kommen / wird vnten bey Heiligenstatt vermeldet. Hertzog Wilhelm zu Sachsen-Weymar / hat diesen Ort Anno 1632. im Februario; hernach der Graff von Pappenheim / folgends Anno 33. im Julio, Hertzog Georg zu Lüneburg / erobert / den Wall / vnd Aussenwerck / geschleyfft / vnd allein den Stattgraben / sampt dem innern kleinen Wall / vnd Mauren / gelassen. Ward folgends wider Mayntzisch: Aber Anno 1639. vom Schwedischen Obristen Königsmarck abermals erobert; etwas bessers bevestiget / vnd besetzt. Es haben damaln die Schwedische auch das Hauß Gleichenstein auff diesem Eichsfeld; vnd das Schloß Gletten- oder Clettenberg / am Hartz / bekommen. Vnd muste das Ländlein Eichsfeld gewaltig herhalten. Aber Anno 1641. bekamen die Keyserischen Duderstatt; vnd das folgende 42. Jahr die Schwedischen wider solches eyn; Da dann auch Gleichen / oder Gleichenstein / mit Accord vbergangen ist.



Elfeld / im Rinckgäw / am Rhein / fast gegen Ingelheim vber. Ist ein feines Stättlein / hat ein schöne Kirch / mit einem sehr hohen Thurn / vnd ein Schloß oben an der Statt / so jetzt abgebrant worden / hat in dem jetzigen Teutschen Krieg viel erlitten / vnd außgestanden. Es sagt Dilichius in seiner Hessischen Chronick am fünfftzigsten vnnd folgenden Blat / daß Elfeld im Obern-Rheingäw gelegen; vnd habe es sonsten keine Statt im gantzen Rheingäw; aber auß der massen schöne herrliche Flecken / vnnd Dörffer / welche sich leichtlich den Stättlein vergleichen können. So lige auch nit fern von Elfeld / das schöne Kloster Erbach / darinnen viel der alten Graffen zu Nassaw ihre Begräbnüß / vnd Monumenta, haben. Es gehöre aber dieses Rheingäw / so zwischen den Graffschafften Catzenelenbogen / vnd Dietz / vnd der Wetteraw / (vnd den Stätten Mayntz / vnd Bingen / am rechten Gestad deß Rheins) gelegen / nach Mayntz. Seye ein vmbschlossen Ländlein: Auff der einen Seiten werde es mit einem hohen Gebürg / vnd Wald / vmbgeben / so man die Höhe nenne / vnd allenthalben sehr wol verhawen / auch sonsten mit starcken Thürnen / vnd Thoren / verwahret seye; also / daß man / wider der Innwohner Willen / nicht leichtlich durchzuziehen vermöge: Auff der andern Seiten aber / werde es mit dem Rhein beschlossen: Habe herrlichen Wein / sonderlich bey Rüddesheim / gegen Bingen vber. Vnd das sagt Dillich.

Die dieses gegen jetztgedachter Statt Bingen vbergelegenes Ländlein / Rinckgäw nennen / die führen den Namen her / von der alten Obrinco, so viel / als Oberrinckaw / heissen solle. Besiehe Basil. Heroldum in lib. de Station. Legion. in veteri Germ. c. 25. Es wird aber von dem Rhein / sonsten das Rheingäw genant. Zu besagtem Rüdißheim / von theils Rodesheim / vnd ein Stättlein genant / wächst der beste Wein / wie auch zum theil oben angedeutet worden / der weit verführet wird. Carve schreibet part. 2. Itiner. pag. 135. daß zu Rüdesheim Anno 1639. durch die Bayrische die Pforten seyen eröffnet worden / vnd die Schwedischen da eingebüßt haben; deren sich etliche in die alte Burg retiriert: Vnd seye also das gantze Rheingäw / ausser Ehrenfelß / wider erlediget worden. Vnd haben die Bayrischen auch hernach den Zoll Ehrenfelß / vnnd den Mäußthurn / in ihren Gewalt gebracht. Besagtes Kloster Erbach / darinn viel Ertzbischöffe von Mayntz begraben liegen / hat Adalbertus I. Bischoff zu Mayntz / ein geborner Hertzog zu Lothringen / so Anno 1137. gestorben / im Jahr 1131. wie auch das Kloster Schwabenheim / in diesem Rheingäw gelegen / gestifftet / da er auch begraben ligt; wie Bruschius de Episcopat. German. cap. 2. pag. 9. b. schreibet. Jacob. Schopper sagt / cap. 5. Chorogr. German. fol. 61. Daß seiner Zeit ein gar grosses Faß in diesem Kloster Erbach gewesen / so zwey vnd achtzig Wagen mit Wein (einen Wagen auff zwölff Ohm gerechnet) gefaßt habe / dessen Länge von acht vnd zwantzig / die Höhe von neun Schuhen / vnd mit vierzehen Ringen gebunden / vnd vmbgeben gewesen seye. Es ligen auch in diesem Rheingäw / oder Rhinckgäw[ws 1] / das Kloster Lorich / vnd die Probstey zu S. Johann / ins gemein Bischoffsberg genannt / so Bischoff Ruthardus zu Mayntz / zu der Ehren Johannis deß Täuffers Anno 1108. erbawet / vnnd dem Abbt zu S. Alban / ausserhalb Mayntz / vntergeben: Zuvorderst aber Rudolff / von andern Reicholff genannt / Graff im Rheingaug / vnd seine Gemahlin Dancinodis, oder Clanckmodis, mit vielen Einkommen begabet: Endlichen aber Ruthardi Nachfahr / Bischoff Adelbert Anno 1130. solche Probstey in eine Abbtey verwandelt / vnnd zum Ersten Abbt einen Münch /

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Rhinckgw
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite X. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_258.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)