Seite:De Merian Hassiae 276.jpg

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daß diese Statt / sambt dem Castel Stalecke / daselbst / Anno 1190. deß Pfaltzgraf Conraden Sitz gewest seye. Vnd hat dieser Pfaltzgraf beede Orth von dem Ertzstifft Cöln / als ein Mannslehen / empfangen; aber weil Er keine mannliche Erben / demselben wider auffgekündet / vnd gebetten / solches Lehen seiner eintzigen Tochter Agnes von newem zu ertheilen / vnnd sie damit / als einem Kunckel / vnd Erblehen zu belehnen / so auch geschehen. Es gehören vnter Bacharach / so man die vier Theil nennt / Caub / Steg / Dieppach / vnd Mannebach. Vnnd mitten im Rhein ist ein weit außsehende Wart / Gefahr: vnd Zolls halber / so vor Zeiten Pfaltz Grevestein geheissen / ietzo aber die Pfaltz genant[ws 1] wirdt. Gedachter Munsterus sagt / lige 2. Meilen vnder Bingen. Es seynd zu Bacherach zu sehen die Pfarrkirche / die Kirch zu S. Werner / die Kellerey / die Cantzley / vnd die Müntz. Das obgedachte Schloß Staleck ligt hoch / hat ein runden Thurn / dessen Gemäur 14. Schuch dick / vnd fast wehrhafft ist / da gegen vber zween Berg / der Kühlberg / vnd der Voigtsberg / so alle zween / sambt dem Schloßberg / mit Reben herumb besetzt seyn. Was sich allhie Anno 1595. den 4/14 Martij, mit einer grewlich / vnnd erschröcklichen Wundergeburt zugetragen / davon ist im Sleidano continuato Schadaei part. 3. lib. 20. fol. 793. Vnd im Theatro tragico Martini Zeilleri, in notis ad histor. 19. vnd was in diesem Teutschen Krieg mit Belag: vnnd Eroberung Bacharach vorgangen / in dem Oesterreichischen Lorberkrantz / vnd in dem Theatro Europaeo Matthaei Merians / auch in den Relationen / zu lesen. Vnd ist den 6. Januarij Anno 1632. newen Calenders / von den Schwedischen die Statt / vnd / nach etlichen Tagen / auch das besagte Castell / eingenohmen worden; als sie das Geschütz auff den besagten Kühlberg gebracht / vnd zuvor die Schlösser Diepach / oder Fürstenberg / vnd Streger / oder Stahlberg erobert hatten. Ward An. 39. wider von den Weymarischen / vnnd Frantzosen einbekommen / aber nicht lang behalten. Anno 1644. haben die Frantzosen den Ort sampt dem Schloß abermals eingenohmen; vnd ob schon im Octobri vnnd Novembri die Lothringische Völcker / so an der Mosel gelegen / darfür kommen / die Statt erobert / vnd geplündert / auch das Schloß ein gantzen Tag mit Stücken beschossen / seind sie doch davon abgezogen / vnnd die Statt verlassen. Gegen Bacharach über ist in dem Thal ein Saurbronn / so daher ins gemein Saurenthal genandt wird / wie Andernacus berichtet.


Bensheim.


Diese Statt ligt zwo Meil vnder Weinheim / vnd ist die vornembste Statt in der Bergstraß / vnd im Ampt Starckenburg / welches in sich hält das Schloß Starckenburg / sambt dem darunder ligenden Stättlein Heppenheim / dem Closter Lorsch / Item Mörlebach, vnd etlichen andern Dörffern. Dieser Orth / da besagte Statt Bensheim jetzo / an dem Flüßlein Lutra / stehet / ist allbereyt zun Zeiten Keysers 0thonis I. vnd also viel eher / als Heydelberg / bekandt gewesen / vnnd war Anfangs ein Meyrhoff / oder Dorff / vnder das Closter Lorsch gehörig / allda gedachter Käyser Anno 948. durch Vorbitt seiner Gemahlin / ein Wochen: oder Jahrmarck auffgericht / vnd was davon zu Zoll gefallen / das ist dem H. Berg zu Heydelberg / oder dem gedachten Closter Lorsch zukommen. In der Pfältzischen Vehde / oder dem Bayer: Pfältzischen Krieg in Anno 1504. (welchen Ioan. Latomus in Annal. Francofurtens. vnder allen / wie Goldastus lib. 4. de R. Bohem. p. 509. bezeuget / am fleissigisten beschrieben) ist diese Statt vom Landgrafen zu Hessen belagert; aber von den Bürgern so lang / vnd so mannlich defendirt worden / biß sie Pfaltzgraf Philips Churfürst / von Heydelberg auß entsetzt / darauff der Landgraf zwar abgezogen; aber alles in der Gegend verbrennt hat. Nicht weit von Benßheim / in dem Dorff Bürstadt / ist Anno 1496. ein Mißgeburt zweyer Zwilling gebohren worden.

Zwo Meilen hinder Benßheim / in Odenwald hinein / findet man wunderliche gleichsamb gegoßne / oder von der Natur formirte Stein / in Gestalt eines Altars / als wann ein Einsidler allda sich aufgehalten hätte. Vnder andern ist noch daselbst ein sehr grosse steinerne Säul 35. Werckschuch lang / auß einem Stein; deren Diameter der vndern Rundung / oder basis 5. Schuch; der Diameter, oder Durchschnitt / deß Capituli, oder Obernrundung 41/2. Werckschuch; darauß die dicke der Säul / nemblich 6204/5. Schuch / entspringt. Welche Säul / vnd Orth / zu besichtigen / Fürsten vnd Herren dahin gezogen / auch Wallfarten angestellt / vnd noch vor wenig Jahren das junge Volck ihren Tantzplatz allda gehalten haben. Man hat zwar / aber vergebens / solche Saul nach Heydelberg zu bringen / versucht. Dergleichen mächtige Stein / darinnen man wol wohnen köndte / finden sich / mit lebendig quellenden Brunnen / noch viel daselbst; vnd wird der Orth der Teuffelsberg / oder deß Teuffelsburg genennet. Theils haltens für alte Römische Denckzeichen / als wie die Spanier auch in India solche / zur Gedächtnuß ihrer Ankunfft / gemacht: Oder es können es die Teutschen den Römern wol nachgethan haben: Oder es kan seyn / daß die besagte grosse steinerne auffgerichte Säul / der Teutschen Wart gewesen / allda sie auff die Römer acht gehabt / wann sie vnden auff der Ebne ankamen / damit sie sich in die Wälde hinein / oder in die mit

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gegenant
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite XXII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_276.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)