Seite:De Merian Hassiae 290.jpg

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[ws 1] dieser Statt vber / mit accord; die Statt aber / so Er zu beeden Seiten angegriffen / mit Gewalt erobert / denen in der Statt Quartir geben; aber in dem Schloß / oder Castell / wie man schreibt / die Spanier niderhawen lassen. Jetzt gehört dieser Orth wider dem König in Spanien; der ihme daselbst Anno 1637. huldigen lassen. Dann obwoln die Weymarische diesen Orth Anno 1639. einbekamen / so behielten sie ihn doch nicht lang. Was vor ein rechte Wundergeburt Anno 1635. allhie [ws 2] auff die Welt kommen / die aber erst Anno 1641. daselbsten in S. Antonij Kirchen / mit eines Nagelschmidts Jungen begraben worden / das ist in dem tomo 4. Theatri Europaei Meriani fol. 656. sampt einer Vermahnung an die Soldaten / wol zu lesen. Anno 1644. im Angusto ist die Statt von der Frantzösischen Armee, eingenommen / vnd besetzt worden.


Pfedersheim.[ws 3]

Ein Stättlein / ein Meilwegs von Wormbs / gegen dem Gebürg / vnd in der Vndern Pfaltz gelegen / vnnd wegen deß herrlichen Weins / so allda wächßt / weit berühmbt. Hat vorhin ChurMäyntz zugestanden; ist aber vnder Churfürst Friderico I. Pfaltzgrafen / in dem Krieg / den Er mit Meyntz / Zweybrücken / etlichen Grafen / vnnd andern / geführt / darzu sich die im Ringgöw auch geschlagen / Anno 1460. eingenommen / außgeplündert / viel darinn Edel / vnnd Vn-Edel / erschlagen / vnd etliche Grafen (so vom Trithemio in Chron. Sponheim. erzehlet werden) / neben vielen andern gefangen: vnd folgents solch Stättlein von ChurMeyntz / dem Pfaltzgrafen / Pfandtsweise / vor den Kriegsvncosten / gelassen worden. Vnnd stehet in einer geschriebnen Verzeichnuß / daß für die 9. tausent gulden / so die Ringgöwer für den Zug schuldig waren / dieser Orth jhme Pfaltzgrafen eingegeben worden seye. Welches der Scribent / sonders Zweiffels / auß besagts Trithemii Büchlein de rebus gestis Friderici Palatini genommen / welcher am 34. Blat / der Heydelbergischen edition, de Anno 1602. in 4. dieses schreibet / vnd sagt / daß die Ringaugienses die dem Pfaltzgrafen / als Pedersheim / (dann also nennt er diß Stättlein) eingenommen ward / versprochene 9. tausent damals / als zwischen den beeden streitigen Ertzbischoffen zu Mäyntz Adolpho, vnd Diethero, (welchem letzten Er der Pfaltzgraf Churfürst beygestanden) Fried gemacht worden / noch nicht erlegt gehabt / daher jhme dieses Pedersheim / als ein Pfandtschilling / darfür geblieben; vnd seyen jhme Pfaltzgrafen für die jetzige Kriegsvncosten tausent Gulden järlich Zinses auf dem Zoll zu Ernfels / vnnd 20. tausent Gulden / so man aber wider lösen könne / bey solcher pacification, auch assignirt worden.


Vmbstatt.

Von welchem Ort der in disem Tractat offt angezogne weyland Heydelbergische Professor also schreibet: Vmbstatt / Otzberg / vnd Häringen / ligen nit weit von Franckfurt / in den Odenwald hinein. Vnd hat an Vmbstatt / vnd darüber ligendem Schloß Otzberg / vor Zeiten / bey Ruperto Seniore, Pfaltzgraf / Churfürsten / das Stifft Fulda sein Theil gehabt / vnd denselben Pfaltz verkaufft / doch ohne dem Kirchensatz / vnd dem Closter Höchst. Nachmals / vnd noch vor dem Jahr 1504. ist die Statt Vmbstatt / mit allen Zu: vnnd Eingehörungen / mit Hanaw in Gemeinschafft / der Pfaltz zugestanden; aber in besagtem 1504. Jahr / im Bäyrischen Krieg / ist solches alles vom Landgrafen in Hessen / so wol Pfältzisch / als Hanawischen theils eingenommen / vnd wol 16. Jahr vorenthalten worden; ohnangesehen / daß Pfaltz zuvor mit Hessen in sonderbarer Bündnuß / vnd Verein / gestanden / daß keiner den andern vberziehen solt / biß Anno 1521. sie sich verglichen / daß sie Hanaw sollen zu Frieden stellen / vnd Vmbstatt mit aller Ober: vnd Herrlichkeit / in Gemeinschafft inbehalten / vnd daß auch die BurgLehen zu Vmbstatt in gemein solten verliehen werden. Dreyssig Jahr hernach hat Hessen seinen halben Theil vmb 18. tausent Gulden Pfandtsweiß eingeraumbt; aber Anno 1570. wider abgelößt: Hingegen hat Pfaltz sein halbes Theil Anno 1593. Landgraff Geörgen von Hessen Darmstatt / vmb 16. tausent Gulden gleichfalls Pfandtsweiß eingesetzt: kan aber wider abgelößt worden seyn. Vnd dieses sagt gemeldter Professor. Pfaltzgraf Carl Ludwig meldet in seinem Anno 1639. publicirtem Manifest, oder Außschreiben / wie auch oben zu Eingang dieses Tractats angezogen worden / daß der Landgraf zu Hessen Darmstatt / von der Pfaltz / (erst in disem jetzigen Krieg / da solche vnter vnderschiedliche Herren außgetheilt worden) die beede Aempter Vtzberg / vnd Vmbstatt / bekommen habe. Wir wissen hievon weiters keinen Bericht zu geben / dann daß Vmbstatt (allda auch ein Schloß /) der Zeit noch Hessisch Darmstattisch ist: haben aber dieses Orts / weil er etwan auch Pfältzisch gewesen / vnd dessen restitution von den Pfältzischen Deputirten Anno 1641. vnd 42. zu Wien gesucht worden / gedencken allhie wollen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die folgenden vier Zeilen: "[ge-]gen dieser Statt vber / mit accord; die Statt aber / so Er zu beeden Seiten angegriffen / mit Gewalt erobert / denen in der Statt Quartir geben; aber in dem Schloß / oder Castell / wie man schreibt / die" stehen in der Vorlage als Zeile 7-10 anstatt am Anfang der Seite. Siehe dazu auch Seite:Palatinatus Rheni (Merian) 146.jpg
  2. An dieser Stelle steht in der Vorlage das Textstück, das an den Anfang der Seite gehört; siehe vorherige Anmerkung
  3. Vorlage: Pfedersheiin
Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite XXVII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_290.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)