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Kaffeehaus. Fontana gieng Arm in Arm mit dem Buchführer einer großen Seidenfirma, einem dicken Sachsen, ein sonst ganz gemüthliches, fideles Haus, der aber, wenn er ein wenig zu viel hinter die Binde gegossen hatte, schrecklich empfindlich wurde. Sein Begleiter unterhielt ihn, noch mehr aber schien er sich selbst zu amüsieren, denn seine ziemlich lauten Reden unterbrach nach jedem Satz ein wieherndes Gelächter. Er unternahm soeben einen seiner beliebten Ritte ins romantische Land auf dem Borstenthiere. Ich war gewiß nie ein Prüder. Im Gegentheile, ich liebte stets das Cynisch-Freche, weil meine innerste Natur zum Verneinen, zum Spötteln, zum Mephistophelischen hinneigte. Aber dieses Schwein paukte in einemfort Moral und wühlte dabei derart im Dreck, daß sein letzter Gedanke inficiert wurde, der etwa noch nicht von der Stickluft der Kneipe durchstänkert war.

Im Café setzten sich die Herren an ein paar runde, aneinandergerückte Marmortische.

Wir giengen zum Spieltisch, Ernst, ich, Fontana und ein dicker Mediciner mit einem unendlich geistlosen, aufgedunsenen Castratengesicht, der auch zu den Lieblingen Fontanas zählte und dafür das mehr als zweifelhafte Vergnügen in den Kauf

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Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/073&oldid=- (Version vom 31.7.2018)