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Qual, weiterleben zu müssen ohne Ruhe, ohne einen befreienden Athemzug, weil einer, den ich in ehrlichem Kampfe nicht besiegen kann, meinen Haß nicht einschlummern läßt. Diesen blutigen, quälenden Haß!

Mord! Meuchelmord!

Plötzlich sprach ich das Wort ganz ruhig aus, ohne fürs erste etwas dabei zu denken, immer nur so für mich hin, ohne den Lauten einen Sinn unterzulegen, ohne mit dem gesprochenen Wort eine Vorstellung in meinem Innern zu erwecken. Ich freute mich an der Aneinanderreihung der Consonanten und Vocale, an dem Fremden, Barocken, das jedes noch so häufig gesprochene Wort einer Sprache gewinnt, wenn wir es so lange hintereinander aussprechen und so oft wiederholen, bis uns die Vorstellung, welche wir damit verbinden, verloren geht.

Und dann ließ es mich nicht mehr los. Mit unförmlicher Klarheit, in grellen, ewigen, scharfen Contouren stand das ganze Bild vor meiner Seele, hart, rauh, aber mit verblüffender Sicherheit gezeichnet.

Und ich wußte auf einmal ganz genau, ich werde so handeln, jetzt, heute, auf der Stelle oder morgen, wenn ich Gelegenheit haben werde. Da

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Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/081&oldid=- (Version vom 31.7.2018)