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habe immer diesen herrlichen Bau im Stile der flandrischen Renaissance geliebt. Dann winke ich den vier Drachen zu, welche den Thurm des Gebäudes krönen, indem sie, auf ihre Tatzen gestützt, den Hinterleib etwas in die Höhe heben und ihre langen Schwänze steil-aufwärts ineinander verringeln. Ich schöpfte tief Athem. Der Wind wehte von Malmö her, von der schwedischen Küste. Ein lauer, lebenserweckender Frühlingswind. Eine so feuchte, linde, geile Luft schmeichelte über dem grünlichen Wasser des Hafens hin, um die Schiffe und in die Straßen und Plätze hinein, die ziemlich menschenleer und stille waren. Vor der Börse stapelte man Ballen mit Fellen auf, die aus den grönländischen Colonien gekommen waren. Eine Dame im blauen Mantel gieng an mir vorüber. Sie führte ein kleines Mädchen an der Hand, das einen großen, grünen Ball mit einem Affen darauf gegen seine Brust drückte und ungemein wichtig drein sah. Dann stand ich wieder vor der Christiansborg und sah aus den rauchgeschwärzten Sälen durch die Höhlen des ehemaligen Fensterwerks einen Vogel herausfliegen, gerade auf die Gebüsche zu, die den Schloßplatz mit ihrem ersten keuschen Frühlingsgrün so lieblich zieren. Da war mir’s, als gienge Ernst vorbei, er trug

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Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/100&oldid=- (Version vom 31.7.2018)