Seit jenem Tage trank ich nicht mehr und vernachlässigte mich nicht mehr. Ich haßte den Alkohol. Ich berauschte mich am Geschlecht, manchmal sprach oder schrieb ich sogar biblisch (alttestamentarisch natürlich).
Nie habe ich so viel gegrübelt wie damals, trotzdem hatte ich die ruhige Gewißheit, daß ich zugrunde gehen müsse, ganz elend, ganz gemein. Aber ich wollte einen würdigen Abschluß.
Wenn sie sich so lacertenhaft in die gelbe Seide meiner Decken einbohrte, in die gelbe Seide, welche meinen Nerven so wohl that, und ihren prallen und doch weichen, weißen Körper dehnte und bog und an den meinen anschmiegte, wie eine Katze, wie eine schmeichlerische, wollüstige Katze, das war ein ganz eigenartiger, ulkiger Kunstgenuß.
Und wie sie duftete.
Wie eine Rose, die in einer Schale voll Cognac lag.
Meine kleine Sphynx mit ihren perversen Räthseln.
Eines schönen Tages kam sie nicht mehr.
Da begann ich zu philosophieren, ganz nach der Schablone, von Kant über Hegel zu Schopenhauer
Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/110&oldid=- (Version vom 31.7.2018)