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in dieser starren Maske. Der Blutstrom wurde schwächer. Ich preßte meine Lippen an die Wundränder und schlürfte das Blut ein, langsam, in großen Tropfen, wie schweren, kostbaren Wein, wie eine seltene Delicatesse. Es war köstlich.

Ein wohliger Rausch kam über mich.

Plötzlich ekelte mich. Das war geronnenes, klumpiges Zeug. Ohne Zweifel, jetzt war er todt.

Ich stand auf und sah mir in aller Seelenruhe das Zimmer an. Es war nur sehr einfach eingerichtet. Dann trat ich zu dem mit weißer Glasur übertünchten Waschtisch, that einige Körnchen Kalium hypermanganicum in ein geschliffenes Glas und spülte mir den Mund aus. Über dem Lavoir aus Milchglas lag eine kleine Pincette. Ich nahm dieselbe zwischen meine Finger, prüfte sie und trat vor die Leiche. Es interessierte mich, zu erfahren, wie tief ich geschnitten hatte. Ich fand auf dem porzellanenen Tintenzeug eine rostige Stricknadel. Mit derselben sondierte ich die Wunde und suchte dann mit der Pincette das eine Ende der Carotide zu fassen. Es gelang mir aber erst nach großer Mühe.

Mit meinen Zähnen versuchte ich nun ein Stück davon abzubeißen. Ich war es indessen nicht

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Arnold Hagenauer: Muspilli. Leipzig 1900, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Muspilli_hagenauer.djvu/121&oldid=- (Version vom 31.7.2018)