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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

Gleich des Blitzes Stralen brennt es Wunden

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Auch in wohlbewahrte Herzen ein;

Und doch sehnt man sich nicht zu gesunden,
Wollust ist der Krankheit süße Pein! –

     Und, wenn in des braunen Mädchens Blicken,
Ihrer schönen Seele Abbild glänzt;

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Jede Edelthat mit Hochentzücken

Sie erfüllt, – sie gern den Edlen kränzt; –
Wenn beym Klange deutscher hoher Lieder,
Höher sich ihr deutscher Busen hebt;
Wenn das Elend jedes ihrer Brüder

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Sie, der Gottheit gleich, zu mildern strebt;

Wenn bescheidne – milde Rosenröthe,
Von der Unschuld Lilienglanz umstralt,
Bey dem Klang der Hirten Abendflöte
sich auf ihrer Wange lieblich malt;

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Wenn beym schwachen Ton von Lobgesängen

Ihr gesungen, Purpurflammen sich
Mit der lichten Schwanenweiße mengen,
Welche Wonne ist, die meiner glich? –

     Dann vergeß ich blauer Augen Glänzen,

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Schaue gern in schwarzer Augen Nacht! –

Schmücke sie mit frischen Rosenkränzen
Verschmack sind sie […] von Himmelspracht.

v. R.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 392. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_392.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)