diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 3 | |
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Freudengeschrei ist die Losung, welche der weißköpfige Adler erwartet: er stürzt sich herab, verfolgt und berührt den Fischaar, der voller Schrecken seine Schnelligkeit verdoppelt. Beide steigen in den Lüften in die Höhe, durchkreuzen sie in tausend verschiedenen Wendungen, beschreiben zwischen Erde und Himmel Kreise, Knoten, zahllose Schlangenlinien, bis der ermüdete Fischaar seine Beute mit einem Schrei der Verzweiflung fahren läßt. Einen Augenblick bleibt der Adler unbeweglich, rafft dann alle seine Kräfte zusammen, schießt in gerader Linie vorwärts, und faßt den blutigen Fisch, ehe er noch die Oberfläche des Wassers berührt.
Dieser Kampf des weißköpfigen Adlers und des Fischaars ist nicht bloß an den Ufern des Niagara’s ein gewöhnliches Schauspiel, sondern auch an allen steilen oder öden Küsten; er findet von Georgien bis Neuengland Statt. Die Schnelligkeit, die Stärke und die Geschicklichkeit der beiden Gegner erregen jederzeit das größte Interesse, und man fühlt zuletzt eine Art von Unwillen, wenn man den Adler den Sieg davon tragen sieht, der sich in der alten und neuen Welt aufhält.
Die englischen Staatswirthschaftslehrer nehmen den Gesammtertrag von Großbritannien und Irland ohne die Kolonien zu 8 Milliarden Fr. (2 Milliarden Thlr.) an. Die Staatsabgaben betragen 1 Milliarde und 600 Millionen; die örtlichen Abgaben mit Einschluß der Armentaxe beläuft sich auf 400 Millionen; die Steuerpflichtigen müssen also jährlich 2 Milliarden zahlen. Nimmt man an, daß Jemand im Durchschnitte wegen Krankheiten und anderer Ursachen täglich nur 8 Stunden arbeiten kann, so braucht er von diesen 8 Stunden 2 Stunden, um die Abgaben zu entrichten; denn von seinem Einkommen muß er den vierten Theil an die Steuereinnehmer abgeben.
Frankreich, dessen Ertrag jährlich 9 Milliarden ausmacht, hat ein jährliches Budget von 1200 Millionen, was nebst 300 Mill. Gemeinde-Abgaben die Summe von 1500 Millionen beträgt. Nimmt man also an, daß ein Franzose täglich auch 8 Stunden arbeitet, so braucht er zur Bezahlung seiner Abgaben täglich nur 1 Stunde und 20 Minuten zu arbeiten; bloß der sechste Teil seiner Zeit ist hierzu erforderlich.
Ein englischer Oberster, Chartres, war Einer der abgefeimtesten Schurken, hatte auf manchem unredlichen Wege Reichthum erworben, und pflegte zu sagen: die Tugend hat für mich keinen Werth; aber ich möchte viel darum geben, wenn ich einen so beharrlichen Charakter hätte, um mich durch nichts von dem, was ich einmal beschlossen habe, abwendig machen zu lassen. Wenn also selbst ein Bösewicht einen festen Charakter schätzt, so muß es noch mehr Pflicht der tugendhaften Menschen seyn, sich eine solche Beharrlichkeit in edlen Entschlüssen eigen zu machen zum Besten ihres Selbst, ihrer Mitbürger und der guten, geprüften Absichten.
18. Mai 1745. Geheime Übereinkunft zu Leipzig zwischen der Kaiserin Maria Theresia, Königin von Ungarn und Böhmen, und zwischen Polen und Chursachsen über die eventuelle Teilung Schlesiens und andere Eroberungen von Preußen.
19. Mai 1792. Polen hatte sich im vorigen Jahre eine neue Verfassung gegeben, aber Rußland wollte dieß nicht gestatten; es drang auf Herstellung der vorigen Regierungsform und ließ an diesem Tage seine Truppen bei Mohilew über den Dniester gehen und in Polen einrücken.
20. Mai 1775. Die nordamerikanischen Staaten vereinigen sich zu einem Staatsbunde gegen Großbritannien.
21. Mai 1813. Den 20. Mai eroberten die Franzosen Bautzen und den 21. fiel die Schlacht bei Wurschen vor, wo um 3 Uhr Nachmittags die Preußen und Russen die Schlacht abbrachen, sich vom Schlachtfelde in geordneten Kolonnen zurückzogen, und den Franzosen den Sieg überließen.
22. Mai 1790. Die französische konstituirende Versammlung beschloß, daß das Recht über Krieg und Frieden der Nation zustehe, daß diese aber allen Eroberungen entsage; indessen veränderte sie den 24. Mai diesen Beschluß dahin, daß die Nation keinen Eroberungskrieg führen wolle.
23. Mai 1787. Die Kaiserin von Rußland Katharina II., kommt mit dem deutschen Kaiser Joseph II. zu Cherson in der Krimm zusammen.
24. Mai 1794. Der französische Nationalkonvent beschließt, daß den Engländern und Hannoveranern kein Pardon gegeben werden solle.
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diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 3. , 1833, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_18_nr_03.djvu/8&oldid=- (Version vom 9.5.2024)