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Das Pfennig-Magazin
der
Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse



No. 4 Erscheint jeden Sonnabend 25. Mai 1833

Der Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar.

Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar.

Dieser Held, der sich im 30jährigen Kriege so auszeichnete, hat sich vorzüglich große Verdienste um die Menschheit durch den Gewinn der Schlacht bei Lützen (den 6. Nov. 1632) erworben, in welcher er, auf dem Kampfplatze selbst, als der treffliche König von Schweden Gustav Adolph im Gefechte gefallen war, den Oberbefehl übernahm, und den Sieg errang. Der Herzog Bernhard war der jüngste Sohn des Herzogs Johann von Weimar, und den 6. Aug. 1604 geboren. Von Jugend auf zeigte er eine große Vorliebe zum Soldatenstande, und suchte sich eifrig die dazu erforderlichen Kenntnisse zu verschaffen: nachdem er mit den pfälzischen, holländischen und dänischen Truppen gefochten hatte, trat er im Jahre 1631 in die Dienste Gustav Adolph’s. Hier that er sich in mehrern Gefechten sehr hervor, zeigte eben so viel Tapferkeit als Gegenwart des Geistes, eroberte das Schloß zu Würzburg, und bemächtigte sich den 29. Dec. 1631 der Stadt Mannheim durch eine Kriegslist, ohne einen Mann zu verlieren. Bei Lützen (den 6. Nov. 1632) befehligte er den linken Flügel, und als Gustav Adolph gefallen war, übernahm, wie bereits oben bemerkt worden, er den Oberbefehl, und erkämpfte gegen Wallenstein Einen der erfolgreichsten Siege. Hierauf übergab ihm die schwedische Regentschaft das Heer, mit welchem er große Eroberungen in Franken und Baiern machte; allein im Jahre 1634 verlor er durch seinen Ungestüm die Schlacht bei Nördlingen. Durch die Verbindung Schwedens mit Frankreich wurde er immer mehr von diesem abhängig, und versetzte den Kriegsschauplatz vorzüglich nach dem Elsasse. Er focht am Rheine, schlug die kaiserliche Armee den 21. Febr. 1637 bei Rheinfelden völlig und machte mehrere feindliche Generale, unter andern den tapfern baierischen General Johann von Werth, zu Gefangenen. Eben so glücklich kämpfte er das folgende Jahr, aber ein frühzeitiger Tod raffte ihn mitten auf seiner siegreichen Laufbahn den 18. Juli 1639 am Ende seines 35. Jahres hinweg. Er verhehlte nicht die Absicht, sich ein Fürstenthum am Rheine zu erkämpfen, doch eine plötzliche Krankheit störte ihn in seinen Plänen und er äußerte selbst die Vermuthung, daß er Gift bekommen habe. Man warf deshalb schweren Verdacht auf den Kardinal Richelieu, der nicht wünschte, daß ein Mann von Bernhard’s Entschlossenheit und Geiste das sich aneigne, wonach Frankreich schon längst gestrebt hatte.

Der Herzog Bernhard von Weimar war ein starker, ansehnlicher und gut gebaueter Mann, hatte einen edlen Anstand und ein einnehmendes Betragen. Mit diesen Vorzügen seiner Person verband er viel Scharfsinn, eine richtige Beurtheilungskraft, eine große Ruhe und viel Geistesgegenwart. Als Feldherr stand er Gustav Adolph nicht nach, nur verleitete ihn sein rascher und ungestümer Muth bisweilen zu allzu kecken und nicht genug überlegten Unternehmungen und das Glück krönte nicht immer seine Thaten. Allein ein Mann von solchen ausgezeichneten Eigenschaften wird allenthalben Großes erreichen und unsterblicher Ruhm folgt ihm über das Grab hinaus. Solcher Männer bedarf die Menschheit, wenn sie ihre Zwecke auf dieser Erde glücklich verfolgen, und nicht in ihren Bestrebungen irre werden soll.

Einige merkwürdige Träume.

Der menschliche Geist ist in beständiger Thätigkeit, selbst im Schlafe; hier geschieht diese durch Träume, die das Leben erhalten und den Menschen nicht in die Arme des Todes sinken lassen. Ist er sich auch nicht allemal derselben bewußt, so träumt er doch; sie sind nicht immer so lebhaft, daß sie zum Bewußtseyn kommen, aber sie beurkunden doch des Geistes Kraft, die nie rastet, sondern stets wirkt und schafft. Allein von welcher Art sind die Ursachen, daß wir uns der Träume bewußt werden? Sie sind äußere und innere, und werden sie stark und lebhaft, so dringen sie in unser Bewußtseyn ein, und wir wissen, daß und was wir geträumt haben. Die äußern sind die Lage des Körpers im Bette, Geräusch, Töne, Licht, Kitzeln, Lispeln in die Ohren u. s. w. ; die innern theils Vorstellungen, Affekte, Leidenschaften des Geistes, theils der innere Zustand des Körpers, z. B. Überladung des Magens, Unverdaulichkeiten, Unwohlseyn u. s. w. Wer sich bei Tage mit etwas lebhaft beschäftigt hat, der nimmt es mit in den Schlaf hinüber; was auf uns einen starken Eindruck gemacht hat, das behalten wir vorherrschend im Geiste und träumen davon. Daher sind die Ursachen der Träume sehr zahlreich, und dabei hat jeder seine eigene Welt. Im Traume richtet sich der Geist nach denselben Gesetzen, wie im Wachen; er verbindet das Ähnliche, das Gleichzeitige, das Abstechende, das im Raume beisammen Befindliche, das durch Ursache und Wirkung Verknüpfte, und da die Einbildungskraft im Schlafe ungehinderter und freier wirkt, als im wachenden Zustande, immer veränderte Stoffe herbeiführt und neue

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diverse: Das Pfennig-Magazin/Heft 4. , 1833, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_PfM_1833_05_25_nr_04.djvu/1&oldid=- (Version vom 7.11.2023)