Seite:De Schiller Wilhelm Tell 223.jpg

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Er stand auf einem hohen Platz, er konnte
Ein Vater seiner Völker seyn, doch ihm
Gefiel es, nur zu sorgen für die Seinen,
Die er gemehrt hat, mögen um ihn weinen!

Walther Fürst
Wir wollen nicht frohlocken seines Falls,
Nicht des empfangnen Bösen jezt gedenken,
Fern sei’s von uns! Doch, daß wir rächen sollten
Des Königs Tod, der nie uns Gutes that,
Und die verfolgen, die uns nie betrübten,
Das ziemt uns nicht und will uns nicht gebühren.
Die Liebe will ein freies Opfer seyn,
Der Tod entbindet von erzwungnen Pflichten,
– Ihm haben wir nichts weiter zu entrichten.

Melchthal
Und weint die Königin in ihrer Kammer,
Und klagt ihr wilder Schmerz den Himmel an,
So seht ihr hier ein angstbefreites Volk
Zu eben diesem Himmel dankend flehen –
Wer Thränen ärnten will, muß Liebe säen.
(Reichsbote geht ab)

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller: Wilhelm Tell. Tübingen: Cotta, 1804, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Schiller_Wilhelm_Tell_223.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)