Seite:De Storm Aquis submersus 135.jpg

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Eine Weile stund ich unschlüssig; dann hub ich mit der Faust zu klopfen an. Drinnen blieb Alles ruhig; als ich aber stärker klopfte, kam des Küsters alte halbblinde Trienke aus einem Nachbarhause.

„Wo ist der Küster?“ fragte ich.

- „Der Küster? Mit dem Priester in die Stadt gefahren.“

Ich starrete die Alte an; mir war, als sei ein Blitz durch mich dahin geschlagen.

„Fehlet Euch etwas, Herr Maler?“ fragte sie.

Ich schüttelte den Kopf und sagte nur. „So ist wol heute keine Schule, Trienke?“

- „Bewahre. Die Hexe wird ja verbrannt!“

Ich ließ mir von der Alten das Haus aufschließen, holte mein Malergeräthe und das fast vollendete Bildniß aus des Küsters Schlafkammer und richtete, wie gewöhnlich, meine Staffelei in dem leeren Schulzimmer Ich pinselte etwas an der Gewandung; aber ich suchte damit nur mich selber zu belügen: ich hatte keinen Sinn zum

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Theodor Storm: Aquis Submersus. Berlin: Paetel, 1877, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Aquis_submersus_135.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)