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Straßburger Meisters Liebeslied von Tristan und Isolde.

Vor dem weit reichenden Namen seines Vaters that manch edles Thor, sogar das edelste sich auf. Bei einem großen Tanzfest im Hradschin, das auch des Königs Gegenwart verherrlichte, war Rolf Lembeck der gewandtesten Tänzer einer und flog in den hohen kerzenhellen Sälen von einer Schönen zu der anderen. Der König stand an einem Fenster mit der jungen Gräfin von Jülich im Gespräch; die braunen Augen der Dame aber folgten einem Tanzpaar. „Ei, Majestät, so sehet doch den feinen Junker,“ rief sie, „der tanzet ja wie ein Franzos!“

Des Königs Augen waren den Tanzenden eine Weile gefolgt; dann hatte er genickt und einen Pagen abgesandt, den jungen Tänzer herzufordern.

Rolf Lembeck aber hatte bei seiner Partnerin um Urlaub gebeten und dann, sein blondes Haar zurückstreichend, mit höfischer Verneigung sich dem König vorgestellt. Der betrachtete ihn wohlgefällig; dann aber schüttelte er den Kopf, und sich zu der Gräfin wendend, sprach er: „Ihr irrt, schöne Frau! Von ferne möcht man’s glauben; doch -, nicht so, Junker, Ihr seid mir nimmer ein Franzose?“

„Da Majestät mich solcher Frage würdigen,“

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_106.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)