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In manchem that er ihr den Willen, in anderem blieb er hart und sprach dagegen. „Meinem Vater ist’s so recht gewesen! Nimm Deine Kunkel und sorg für Kinderhemde!“ Dann ward sie zornig, und es gab üble Worte; kam es, daß es auch ihm wie Funken aus den Augen sprühte, dann konnte sie sich jäh in seine Arme werfen: „Halt, Rolf! Du bist zu schön! Da hast Du mich; ich will nichts mehr!“

Dann ward wohl Friede; aber dem Ritter wurde nicht warm in seiner Ehe; es schien, als sei die Freude ihm verloren gangen.

– – Es war zu Nachmittage im Anfang Juni, und die Luft war lieblich; stundenlang waren Frau Wulfhild und ihr Ehgemahl durch ihr Gebiet geritten; aber für ihn war es kein leichter Ritt, denn ihre raschen Augen flogen weit umher, und unter ihrer gewölbten Stirn arbeitete es dabei von neuen Plänen; wo Wald war, wollte sie Ackerfeld, und wo das Feld zu dürre schien, da wollte sie Kiefern- oder Tannenwälder. „Wir müssen Schatten säen!“ rief sie, da sie eben in einen Waldbezirk hineinritten; „fühl nur, wie wohl das thut!“ Der Pfad war so schmal, daß die Pferde nur einzeln schreiten konnten; sie ritt voran, der Schreiber Gaspard, den

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_139.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)