Seite:De Storm Ein Fest auf Haderslevhuus 159.jpg

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Treppen hinabgeflogen; unten in dem großen Flur erhob sich die Dogge und sprang freudig ihr entgegen. „Heudan, mein Hund, komm, komm mit mir!“ rief sie ängstlich; und das Thier drängte sich an die schmächtige Gestalt, daß sie dem Ungestüm kaum wehren konnte.

Sie schritten aus einem hinteren Thore durch einen weiten Hof, an dessen Ende ein Gelaß zur Absonderung bissiger oder neuer Hunde war; und Heudan sah verwundert zu dem Mädchen auf, als sie dort eingetreten waren. Dagmar aber schlug das Herz bis in den Hals hinauf, da sie eine der ledig hängenden Ketten faßte und das Halsband des Thieres daran befestigte. Es war nur Liebes von der jungen Hand gewohnt und leckte mit der rothen Zunge nach ihr hin, als wolle es sein blind Vertrauen ihr bezeigen. Da schlug sie die Arme um seinen rauhen Nacken: „O Heudan, ich bin treulos, aber – Du, Du bellst auch gar zu schreckbar!“ Und eilig lief sie hinaus und schob den Riegel vor; dann ging sie durch eine Pforte in den Garten, durch Lindengänge und zwischen düsteren Taxusbüschen; da kam vom Hof ein Winseln, und einen Augenblick stand ihr der Athem still; aber sie drückte beide Hände vor die Ohren, und als sie auf den Platz

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_159.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)