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ritten sie in dem goldenen Staub der Heerstraße durch das Kirchdorf Hammelef; die Bauernkinder lagen im Sande vor den Hütten und wiesen mit den Fingern auf den schmucken Reiter. Von da führte der Weg durch den Wald, und die Rosse traten vorsichtig zwischen die Eichen- und Buchenwurzeln. Der Ritter blies den Athem von sich. „Ah, Gaspard, das ging schier ums Gesottenwerden!“

Der Schreiber nickte nur; er ritt in tiefem Sinnen. Der Wald hörte auf, und wieder kam der Sonnenbrand; nach einer Weile ein Hügel mit hohen Bäumen, an dem zur Linken sich eine andere Hölzung hinzog; oben aus den Wipfeln sah die Krönung eines stumpfen Thurmes. Wie eine Gabel theilte sich der Weg nach rechts und links; und Gaspard, als ob es sich von selbst verstehe, spornte seinen Fuchs zur Linken in den Waldweg; er wollte an der Gartenwand vorüber, um dort des Ritters Mienen und Gebahren zu erforschen; doch da er umblickte, sah er sich allein; der Ritter war in den freien Weg nach Westen eingeritten.

Gaspard wandte sein Pferd und war bald wieder bei ihm. „Ei, Herr,“ sprach er, „was meidet Ihr den Schatten und reitet den weiteren Weg hier in der Sonnengluth?“

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_170.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)