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ein anderes noch war ihm gekommen: ein Wort, das er als Knabe aus seines Vaters Mund vernommen hatte. Ein Graf von Orlamünde hatte derzeit von seinem Weibe wollen, um eine Schönere zu freien; aber kein Laie hatte zwischen den beiden Eheleuten den gemeinsamen Blutstropfen finden können, der fähig war, den Bund zu lösen. Da machte der Graf ein gut Theil seiner Habe zu Gold und zog nach Rom; und bald mit heiterem Antlitz kam er heim; zwar ohne Gold, aber mit dem Pergament des heiligen Vaters in der Tasche, das wegen zu nahen Blutes die Ehe annullirte. „Beim heiligen Bart,“ hatte Claus Lembeck da gerufen, „der Teufel konnt’ es nicht; der Papst hat es herausgefunden!“

Der Knabe Rolf hatte das Wort gehört und nicht geachtet; jetzt kam es wieder aus der Tiefe, wo das Gedächtniß die Schätze für die Zukunft aufbewahrt. „Und wenn dem Orlamünder, warum nicht mir?“ rief es in ihm. „War meiner Großmuhme Gemahl doch gar ein Vetter von den Schauenburgern!“ Dann dachte er des anderen. „Wenn ich es brauchen müßte, das bricht die Kette!“ rief er laut, und mit kräftigeren Schritten ging er weiter.

Der Rabe Gaspard war auf seinen Fersen; und

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_179.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)