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     »Und nun gehet hinaus«, sprach der Oberst wieder, »und lasset mich ein Weilchen noch bei unseren Todten; dann wollen wir die letzten ihres Stammes in der Gruft zur Ruhe setzen.« 

     Abel mit ihrem dunklen und doch bleichen Antlitz stand zu Häupten an des Junkers Sarge; als auch sie hinaus wollte, faßte der Oberst ihre Hand: »Nein, bleibe, Kind; und auch Er, Magister; denn die Stütze meines Lebens ist gefallen.« 




Die Todten waren beigesetzet, und als hernach die kupfernen Kisten kamen, in welche ihre Särge eingesenket wurden, da ließ der Oberst die Kapellengruft vermauern, wie sie noch itzo ist. Ihn selbst aber hatte die Sippe seines Weibes vor Gericht gezogen; denn es war unerweisbar, wer zuerst gestorben, ob der Junker Hinrich, ob sein Enkel Rolf; war es der letztere, so hatte dessen Vater kein Erbrecht, weder an Grieshuus noch an den Meierhof. Da es aber bei unterschiedlichen Gerichten gelegen, haben sie endlich sich zu gütlichem Ausgleich hergelassen, und der Oberst hat den Hof gelassen und ist nach Stockholm hingezogen. Die Tante ist mit ihm dahingegangen; der Vetter aber hatte inzwischen wieder Muth gewonnen, er ging zu einem anderen Vetter, bei welchem er sich auch hier im Land zu nähren dachte. »Ehrwürden«, sagte er mir bei seinem Abschied, »wir wären Alle hiergeblieben,

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Theodor Storm: Zur Chronik von Grieshuus. Berlin: Paetel, 1885 (2. Auflage), Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Zur_Chronik_von_Grieshuus_145.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)