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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Aisnon war heute zum Bezaubern; der bescheidene Anzug erlaubte es den Blicken, ganz in das Anschauen der Person hinzuschmelzen. – – Ah! Sind Sie es, Madame? – Ich bins! Ja freilich. Und wie leben Sie denn? Und wie ist es Ihnen die ganze lange Ewigkeit her ergangen? – Sie wissen unser Unglück, Madame. Was war zu thun? Wir haben uns eingeschränkt, haben uns nach der Decke gestreckt, weil wir mußten, und einer Welt Lebewohl gesagt, in welcher wir mit dem vorigen Anstand nicht mehr auftreten konnten. – – Aber mich zu verlassen, mich, die doch auch nicht mehr zu der Welt gehört, und sie nachgerade so abgeschmackt findet, als sie es auch in der That ist. Das war nicht artig, meine Kinder. – – Mißtrauen, gnädige Frau, ist von jeher die Begleitung des Unglücks gewesen. Die Unwürdigen fürchten so gern überlästig zu seyn – – Ueberlästig? Sie mir? Wissen Sie auch, daß ich Ihnen das mein Lebenlang nicht mehr vergeben werde? – Mir geben Sie die Schuld nicht, gnädige Frau. Wohl hundertmal habe ich die Mama an Sie erinnert, aber da hieß es immer: Frau von P***? Laß es gut seyn, meine Tochter. An uns denkt kein Mensch mehr. – Wie ungerecht! Aber sezen wir uns. Lassen sie uns

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_048.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)