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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

nieder, und war im Begriff ihr einen grausamen Schlag zu geben. – Doch indem fand er, daß sie ohne Bewußtseyn und beinah ohne Leben lag. Er faßte sie um die Mitte des Leibes, legte sie auf ein Kanapee, und betrachtete sie eine Zeitlang mit Augen, aus welchen wechselsweiß Wut und Mitleiden hervorbrachen. Endlich zog er die Glocke. Seine Bedienten traten herein. Man rief ihre Weiber. Nehmt eure Frau zu euch, sagte er diesen, ihr ist etwas zugestoßen, führt sie auf ihr Zimmer und springt ihr bei. Bald darauf schickte er heimlich, nach ihrem Befinden zu fragen. Man bracht’ ihm die Nachricht, daß zwar ihre erste Ohnmacht vorüber wäre, aber noch immer Schwächen auf Schwächen folgten, die so häufig kämen, und so lange anhielten, daß man Ursache hätte für ihr Leben zu zittern. Eine Stunde darauf schickte er, so heimlich wie das erstemal wieder. Sie lag in schrecklichen Beängstigungen, zu welchen sich ein gichterischer Schlucken gesellte, der von der Gasse herauf gehört werden konnte. Als er das drittemal schickte, welches den folgenden Morgen war, kam die Antwort, daß sie sehr viel geweint habe, und die übrigen Zufälle sich nach und nach zu legen anfiengen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_085.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)