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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Domingo.
Der König, Prinz, und alle Grandes stehn
versammelt im Zitronenwald. Die Freude
herrscht allgemein, sie zu vollenden fehlt
nur Karlos noch.

Karlos.
 Sie plözlich zu vergiften?
Ist König Philipp seiner guten Laune
schon satt, daß er die Nattern seines Sohns
zu Gaste ruft?

Domingo.
 Mir unbegreiflich, Prinz.
Der schönste Frülingstag – die muntern Gärten –
und rings herum die blumenvolle Flur –
Der Himmel selbst wetteifert mit der Gegend,
die Kunst mit der Natur – sie aufzuheitern.
Gleich einem Paradies lacht weit und breit
das prächtige Aranjuez, und doch
in ihrem Aug nicht eine Spur der Freude?

Karlos.
In diesem lachenden Aranjuez
sieht Karlos nichts – als seine finstre Seele.

Domingo.
Doch eben dieser räzelhafte Gram,
den wir schon lang in ihren Blicken lesen,
der Schrecken ihres Reichs, und das Geheimniß
des ganzen Hofs, hat manche Thräne schon
dem König ihrem Vater ausgepreßt.


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_102.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)