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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Wohin – wenn dir dein Bubenstück gelänge –
Wohin verkröchst du dich? In einer Auster
Gehirne krümmte deine Seele sich,
wenn ihr die meinige begegnen sollte.

Domingo.
Prinz! Sie verkennen mich.

Karlos.
 Ich kenne dich.
Bist du nicht der Dominikanermönch,
der in der fürchterlichen Ordenskutte
den Menschenmäkler machte? Bin ich irre?
Bist du es nicht, der die Geheimnisse
der Ohrenbeicht um baares Geld verkaufte?
Bist du es nicht, der unter Gottes Larve
die freche Brunst in fremdem Ehbett löschte
den heißen Durst nach fremdem Golde kühlte,
den Armen fraß, und an dem Reichen saugte?
Bist du es nicht, der ohne Menschlichkeit,
ein Schlächterhund des heiligen Gerichtes,
die fetten Kälber in das Messer hezte?
Bist du der Henker nicht, der übermorgen
zum Schimpf des Christenthums, das Flammenfest
des Glaubens feiert, und zu Gottes Ehre
der Hölle die verfluchte Gastung gibt?
Betrüg ich mich? Bist du der Teufel nicht,
den das vereinigte Geschrei des Volkes,
des Volks, das sonst an Henkerbühnen sich
belustigt, und an Scheiterhaufen weidet,


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_114.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)