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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Marquis.
 Nein! sie sollen,
jezt sollen sie sich öfnen Prinz. In Worten
verblutet sich der stille Gram so gern.

Karlos.
Oft hab ich mit mir selbst gerungen, oft
um Mitternacht, wenn meine Mohren schliefen,
mit heißen Tränengüßen vor das Bild
der Hochgebenedeiten mich geworfen,
sie um ein kindlich Herz gefleht – doch ohne
Erhörung, eißkalt stand ich wieder auf.
Was ist das? Wer erklärt mir das? – Sonst ist
die Welt zu eng, die Liebe aufzufassen,
die hier in meinem Busen für sie quillt – –
Hier schlägt ein Herz, wie keins in allen Ländern,
die meinem Vater zinsbar sind. Diß Herz,
groß wie mein Rang, der Menschheit aufgethan,
und weit genug, die Schöpfung zu umschließen,
diß Herz allein – nicht meine Erstgeburt,
nicht meiner Ahnen pralerische Kette,
die tief im Heidenthum sich untertaucht –
diß Herz allein ist mein Beruf zum Tron,
und dieses Herz – O weint um mich ihr Armen –
verschließt sich einem Menschen nur – nur einem –
und wer ist das?

Marquis.
 Abscheulich!


Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_131.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)