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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Gefühl liegt Hölle, Hölle liegt im andern,
sie zu besizen – Gott! ich faß es nicht,
und meine Nerven fangen an zu reißen.

Königin.
(mit Rührung und Güte)
Beklagenswerther theurer Karl – ich fühle,
ganz fühl ich sie, die namenlose Pein,
die jezt in ihrem Busen tobt. Unendlich
wie ihre Liebe, ist ihr Schmerz – unendlich,
wie er, ist auch der Ruhm, ihn zu besiegen.
Erringen sie ihn junger Held. Der Preiß
ist dieses hohen starken Kämpfers werth,
des Jünglings werth, durch dessen Herz die Tugend
so vieler königlichen Ahnen rollt.
Ermannen sie sich edler Prinz – Der Enkel
des großen Karls fängt frisch zu ringen an,
wenn andrer Menschen Kinder muthlos enden.
Europa ruht auf weichem Frieden aus,
Amerika trägt Ketten – für die Flagge
der Spanier ist keine Welt mehr da,
bezwingen sie den Wunsch – mich zu besizen.

Karlos.
Zu spät – o Gott, es ist zu spät.

Königin.
 Ein Mann
zu seyn? – O Karl, wie groß wird unsre Tugend,
wenn unser Herz bei ihrer Uebung bricht.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)