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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Reiz gewinnt es, wenn man den Schlüssel zu dem Herzen des Verfassers hat, wenn man weis, wie vieles darinn fast unwillkürlicher Ausbruch seines innersten Gefühls ist. Man sieht aus vielen Stellen, welche hohen Begriffe seine Verbindung mit Dübrueil ihm von der Kunst das Leben und die Gesundheit der Menschen zu erhalten, eingeflößt hatte, und ein ganzes Buch das der Geschichte zweier Freunde gewidmet ist, athmet völlig die Empfindungen welche den Gehalt seines Lebens bestimmten. Kleofis und Mirenes sind unverkennbar Er und sein Freund. Sein Enthusiasmus geht so weit, daß er einen der bewundertsten Züge von Freundschaft aus dem Alterthum benuzt, sich und seinen Freund in die Lage des Damon und Pithlas hinein dichtet, und diese schöne Handlung mit dem Karakter verwebt, den er unter erdichteten Namen von seiner Verbindung mit Dübrueil entwirft. Nicht lange nachdem dieses Werk heraus gekommen war, starb Dübrueil, und vierzehn Tage darauf sein Freund, der nicht von seinem Bette hatte weichen wollen und von derselben Krankheit angestekt worden war. Ihr Leben war still und einfach gewesen; ihr Tod war rührend für ihre Freunde und glüklich für sie beide. Aber eben dieser Tod, der so natürlich war, daß er die zwei gleichgültigsten Menschen unter ähnlichen äußeren Umständen betroffen haben könnte, machte ein gewaltiges Aufsehen, und nun trug man sich in allen Häusern, in allen Unterredungen mit dem exemplarischen Leben und dem wunderbar simpathetischen Tod der beiden

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_018.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)