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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

„Der Mann betrachtete mich zweimal vom Fuß bis zum Wirbel. Es schien, als ob er meine Figur gegen die seinige, und meine Antwort gegen meine Figur halten wollte – Du sprichst brutal wie ein Bettler, sagte er endlich.“

„Das mag sein. Ich bins noch gestern gewesen.“

Der Mann lachte. Man sollte drauf schwören, rief er, du woltest auch noch jezt für nichts bessers gelten.

„Für etwas schlechteres also – Ich wollte weiter.“

„Sachte Freund. Was jagt dich denn so? Was hast du für Zeit zu verlieren?“

„Ich besann mich einen Augenblik. Ich weiß nicht, wie mir das Wort auf die Zunge kam. Das Leben ist kurz, sagte ich langsam, und die Hölle währt ewig.“

„Er sah mich stier an. Ich will verdammt seyn, sagte er endlich, oder du bist irgend an einem Galgen hart vorbeygestreift.“

„Das mag wohl noch kommen. Also auf Wiedersehen, Kamerade!“

„Topp Kamerade! – schrie er, indem er eine zinnerne Flasche aus seiner Jagdtasche hervorlangte, einen kräftigen Schluk daraus that, und mir sie reichte. Flucht und Beängstigung hatten meine Kräfte aufgezehrt, und diesen ganzen entsezlichen Tag war noch nichts über meine Lippen gekommen. Schon fürchtete ich in dieser Waldgegend zu verschmachten, wo auf drei

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_040.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)