Seite:De Thalia Band1 Heft2 053.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Der Oberamtmann des Orts untersuchte den Paß, und erklärte ihn für richtig. Er war ein starker Anbeter der Neuigkeit, und liebte besonders bei einer Bouteille über die Zeitung zu plaudern. Der Paß sagte ihm, daß der Besizer geradeswegs aus den feindlichen Ländern käme, wo der Schauplaz des Krieges war. Er hofte Privatnachrichten aus dem Fremden herauszuloken, und schikte einen Sekretair mit dem Paß zurük, ihn auf eine Flasche Wein einzuladen.

Unterdessen hält der Sonnenwirth vor dem Amthauß; das lächerliche Schauspiel hat den Janhagel des Städtgens schaarenweiß um ihn her versammelt. Man murmelt sich in die Ohren, deutet wechselsweis auf das Roß und den Reuter, der Muthwille des Pöbels steigt endlich bis zu einem lauten Tumult. Unglüklicherweise war das Pferd, worauf jezt alles mit Fingern wies, ein geraubtes; er bildet sich ein, das Pferd sey in Stekbriefen beschrieben und erkannt. Die unerwartete Gastfreundlichkeit des Oberamtmanns vollendet seinen Verdacht. Jezt hält er’s für ausgemacht, daß die Betrügerei seines Paßes verrathen, und diese Einladung nur die Schlinge sey, ihn lebendig und ohne Widersezung zu fangen. Böses Gewissen macht ihn zum Dummkopf, er giebt seinem Pferde die Sporen, und rennt davon, ohne Antwort zu geben.

Diese plözliche Flucht ist die Losung zum Aufstand. „Ein Spizbube:“ ruft alles, und alles stürzt hinter ihm her. Dem Reuter gilt es um Leben und

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)