Seite:De Thalia Band1 Heft2 066.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

„Gib mir das Weib, so theuer deinem Herzen,
     gib deine Laura mir.
Jenseits der Gräber wuchern deine Schmerzen.“ –
Ich riß sie blutend aus dem wunden Herzen,

40
     und weinte laut, und gab sie ihr.


„Du siehst die Zeit nach jenen Ufern fliegen,
     die blühende Natur
bleibt hinter ihr – ein welker Leichnam – liegen.
Wenn Erd und Himmel trümmernd aus einander fliegen,

45
     daran erkenne den erfüllten Schwur.“


„„Die Schuldverschreibung lautet an die Todten,““
     hohnlächelte die Welt,
„„Die Lügnerin, gedungen von Despoten
hat für die Wahrheit Schatten dir geboten,

50
     du bist nicht mehr, wenn dieser Schein verfällt.““


Frech wizelte das Schlangenheer der Spötter:
     „„Vor einem Wahn, den nur Verjährung weiht,
erzitterst du? Was sollen deine Götter,
des kranken Weltplans schlau erdachte Retter,

55
     die Menschenwiz des Menschen Nothdurft leiht?““

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_066.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)