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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

endlich Philipp der Dritte gezwungen, die vereinigten Provinzen für einen unabhängigen freien Staat zu erklären, und mußte sich anheischig machen, ihren Handel hinfort weder in Indien noch in Amerika anzufechten.

Der Monarch, dessen Charakter ich jezt entwerfe, besaß in Europa die Königreiche Spanien und beide Sicilien, die Niederlande, die Franche Comte’ und das Herzogthum Mailand; in Afrika, Tunis, Oran, die kanarischen Inseln, und einen Theil des grünen Vorgebürges; in Asien die Philippinen, die Sonda-Inseln und einen Theil der moluccischen, in Amerika die Reiche Peru und Mexiko, Neu-Spanien, Chili und beinahe alle Inseln, die zwischen dem festen Land von Europa und Amerika liegen. Ungeheure Besizungen in der Hand eines Einzigen, und der auch nicht einmal den Namen davon verdiente!

Alles kam zusammen, diesen Monarchen zum Grösesten der Welt und der Geschichte zu machen, hätte er seine furchtbare Ueberlegenheit auf die Seite der wahren Größe geschlagen – aber die wahre Größe war es eben, wovon er nichts wußte. In einem Zeitraum von zwei und vierzig Jahren, worin er die Unterjochung von ganz Europa schmidete, hatte er auch nicht einen Tag mit dem Glük der Menschheit bezeichnet, überal Tyrann und Betrüger, überal Sklave des finstersten Aberglaubens, hielt er hartnäkig auf jeder Gelegenheit, die sich ihm anbot, seine strafende Macht zu zeigen.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)