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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Despotismus einschränken konnten. Er warf sich zum Monarchen der Kirche auf und erbte in der That die furchtbare Gewalt der Päbste. Pius V, von niedriger Geburt, verstand sich mit ihm, begünstigte seine Plane, und zeigte sich als den eifrigsten Verfolger der Protestanten. Der spanische Monarch hielt den Kalvinismus für die Sekte die am besten zu der Verfassung freier Staaten paßte, und er war entschlossen eine Reformation von Grund aus zu zerstören, die sich nicht mit der Monarchie vereinigen lies, wo die Gränzen der Macht unbestimmt sind.

Freilich waren es Menschen von niedrigem Stand gewesen, die den Kalvinismus eingeführt hatten; und diese sind immer auf einen Luxus neidisch, von welchem sie sich ausgeschlossen finden, und einer Gewalt Feind, deren Gewicht sie mehr fühlen als die Reichen. Der Katholizismus dünkte ihnen die Seele der Tirannei, und in dem Umsturz der Römischen Uebermacht hoften sie das Ende ihrer Sklaverei. Was das Gepräge der Pracht trug, erbitterte sie, weil ihre Umstände ihnen jeden Genuß der Reichen verwehrten; darum entrissen sie den Tempeln ihre Zierrathen und der Religion ihren Glanz.

Ihre Strenge und vorzüglich ihr Entwurf jeden Unterschied des Rangs aus der Gesellschaft zu verbannen, mußte die Großen gegen sie aufbringen. Ihre Meinungen, welche dem Ansehen sowohl, als den Vergnügungen der Fürsten abbrachen, mußten den heftigsten

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_090.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)